Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Reichsarchive von Lothar Gross

336 Reichsarchive. Derselben Provenienz sind auch einige in Fasz. 29 b erliegende, mit Hand­schriften aus der Hofbibliothek übernommene Stücke. An Masse folgen dann die aus dem Geschäftsgänge der österreichischen Gesandt­schaft am Regensburger Reichstage erwachsenen Bestände. Hierher ge­hören vor allem die mehr als 200 Bände zählenden Serien der Protokolle und Diktate, die Reichsfürstenratsprotokolle von 1663—1805 und die Diktate aus denselben Jahren. Sie gehören zu den Resten des sehr umfangreichen Archivs der österreichischen Direktorialgesandtschaft in Regensburg, das zum allergrößten Teile ebenso wie das Archiv der Prinzipalkommission 1807 verbrannt wurde.1 Diese beiden Serien kamen von Regensburg in die Registratur der Staatskanzlei, von der sie 1851 dem Archiv übergeben wurden. Nicht ganz sicherzustellen ist die Provenienz der die Jahre 1663—1692 umfassenden Reichstagsprotokolle. Da sie bereits in dem Verzeichnis der aus Paris rückgelieferten Archivalien der Reichskanzlei erscheinen (oben S. 281 f.), ist man geneigt, sie von vome- herein auch dieser Provenienz zuzuweisen. Indessen spricht manches, be­sonders äußere Merkmale, dafür, daß auch sie von der österreichischen Gesandtschaft angelegt wurden. In dem Verzeichnis ihres Archivs, das der Gesandte Egid Josef Karl Fahnenberg 1807 anlegte, erscheinen sie allerdings nicht. Der Regensburger österreichischen Gesandtschaft gehören hingegen mit Sicherheit die auf die Legitimation der Gesandten am Reichs­tag bezüglichen Akten an (Fasz. 413 und 414), die 1851 aus der Staats­kanzlei ins Archiv kamen. Recht ansehnlich sind auch die aus der Kanz­lei der tirolischen Linie des Hauses Habsburg in Innsbruck stammen­den Akten. Sie gelangten im Jahre 1806 in das Wiener Staatsarchiv, das Einlieferungsverzeichnis gibt einen Überblick über den Umfang und Inhalt derselben. Sie betreffen unter anderem den Regensburger Kurfürstentag von 1575 (Fasz. 52) und jenen von Nürnberg von 1580 (Fasz. 55), ferner den Reichstag zu Augsburg und den Deputationstag zu Worms 1582—1587 (Fasz. 58 b, 60 b, 60 c, 61 c, 62 b), den Reichsdeputationstag zu Speier 1595 (Fasz. 66). Aus der Kanzlei des Erzherzogs Leopold finden sich Akten zum Nürnberger Deputationstag aus den Jahren 1626 und 1627 (Fasz. 97 a), aus der Kanzlei der Erzherzogin Claudia von Tirol Akten über den Frank­furter Deputationstag aus den Jahren 1642—1645 (Fasz. 121 b und 121 c) und schließlich aus der Kanzlei des Erzherzogs Ferdinand Karl Akten aus den Jahren 1654—1656 (Fasz. 145 b).2 Schon im 18. Jahrhundert war aus der Registratur der k. k. Repräsentation und Kammer in Innsbruck ein Pro­tokoll des Regensburger Kurfürstentages von 1636 dem Wiener Archiv übermittelt worden. Im Fasz. 1 befinden sich auch einige aus Innsbruck gekommene Handschriften aus älterer Zeit (saec. XV/XVI). Weit geringer ist der Umfang der aus der Kanzlei der steirischen Linie des Hauses Habs­burg in G r a z nach Wien gelangten Akten. Sie wurden schon im 18. Jahr­hundert nach Wien geschafft und stammen hauptsächlich aus der Zeit Erz­herzog Karls, Akten von 1575/76 im Fasz. 54 b, von 1594 im Fasz. 72, von 1608 im Fasz. 82. 1 Vgl. hierüber Archivalische Zeitschrift, III. Folge, Bd. 3, S. 216 ff. 8 Vgl. auch Michael Mayr a. a. O.

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