Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Reichsarchive von Lothar Gross

Reich — Reichstagsakten. 335 menhang mit diesem stehen die in diesem Verzeichnis unter den Titeln „Reichstags-Protocolla, Reichstagsabschiede, Comitialia, Sessions- und Praecedenzstreitigkeiten, Sitz und Stimme, Introduction neuer Gesandten, Recurse und Supplicationes an den Reichstag, Praeparatoria zum Reichs­tag, Reichstagssachen (Miscellanea) und Accessoires ä la diéte — Reichs­sachen“ aufgezählten Bände und Faszikel. Der größte Teil dieses sehr umfangreichen Bestandes ging dann in die in dem bereits wiederholt ge­nannten Repertorium B a (AB. 106) an erster Stelle behandelten Abteilun­gen der „Reichsakten überhaupt“ und der „Reichstagsprotokolle, Diarien, und Dictata“ über. Inwieweit bereits damals in diese Abteilungen, die ihrer Provenienz nach bisher einheitlich waren, fremde Provenienzen hinein­kamen, läßt sich bei dem doch recht summarischen Charakter des Reper­toriums nicht erkennen. Jedenfalls erscheinen im Repertorium Ba sub- Nr. 339 — allerdings als Nachtrag kenntlich — bereits die Reichsfürsten­ratsprotokolle, die ihrer Provenienz nach von der österreichischen Gesandt­schaft am Reichstag zu Regensburg seit 1663 herrühren und bei der Auf­lösung des Reiches, nach Wien in die Staatskanzlei gelangt waren, von der sie 1851 an das StA. abgegeben wurden (AB. 168). Als man dann daran ging, aus den verschiedenen Abteilungen des Reichskanzleiarchivs die Be­richte und Weisungen auszuheben und in eigenen Serien zu vereinigen,, wurden auch die „Reichsakten überhaupt“ in dieser Weise behandelt und die Berichte des Regensburger Prinzipalkommissärs sowie die Weisungen an ihn entnommen und als eigene Abteilung aufgestellt. Die heutige Ge­staltung der Abteilung geht auf Winter zurück, der eine vollständige Neu­aufstellung vornahm und auch die einschlägigen Akten anderer Provenienz, von denen sogleich noch ausführlicher zu handeln sein wird, in die neue Abteilung der Reichstagsakten einarbeitete, wobei aber eine Auflösung und Vermischung der verschiedenen Provenienzen in einer chronologischen Reihe, wie wir sie leider bei mancher anderen Abteilung treffen, vermieden wurde. Ein 1879 von Winter verfaßtes Verzeichnis (AB. 27/2) gibt Auf­schluß über den Inhalt der Abteilung und über das Verhältnis der heutigen Aufstellung zu der der älteren Abteilung. Ihrer Provenienz nach setzt sich nunmehr unsere Abteilung aus fol­genden Hauptgruppen zusammen: An Umfang an erster Stelle stehen die aus dem Geschäftsgänge der Reichskanzlei hervorgegangenen Teile. Hiezu gehört die überwiegende Masse der Akten der älteren Zeit (vor 1663) und auch ein namhafter Teil der späteren Bestände. Hier ist auch der durch den Oberstlandhofmeister des Königreichs Böhmen Johann Anton Grafen Nostitz (f 1736) während seiner diplomatischen Mission in Schwe­den zurückgekauften Reichsarchivalien, die 1648 von den Schweden bei der Einnahme der Prager Kleinseite und des Hradschins aus der Prager Filiale des Reichsarchivs weggeführt worden und in den Besitz des schwe­dischen Kriegskommissärs A. Erskein gelangt waren, zu gedenken. Ein oder das andere Stück dieser hauptsächlich aus Urkunden und Manuskrip­ten bestehenden Archivalien dürfte vielleicht in die Reichstagsakten auf­genommen worden sein, wenn auch eine Identifizierung schwer fällt; die Mehrzahl der Bände findet sich heute in der Abteilung der Handschriften.

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