Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Reichsarchive von Lothar Gross

330 Reichsarchive. marschallamt 1638—1733, Fasz. 7; Oberstkämmereramt 1767, Fasz. 7; Oberststallmeisteramt 1805, Fasz. 7; Ungarische Hofkanzlei 1769, Fasz. 7; Staatskanzlei 1747—1806, Fasz. 8—11. Diplomatische Akten. Bei den in den Serien der Berichte und Weisungen geordneten diplo­matischen Akten der Reichskanzlei wird man sich stets vor Augen halten müssen, daß diese diplomatischen Korrespondenzen nur ein Teil des auf die einzelnen Länder bezüglichen Aktenmaterials der Reichs­hofkanzlei sind und daß sie erst durch Ausheben aus größeren Gruppen in verhältnismäßig später Zeit (zwischen 1851 und 1855) gebil­det wurden. Das Reichsaktenverzeichnis von 1860 kennt sie bereits (AB. 102). Die Verzeichnisse über die 1815 aus Paris (oben S. 281 f.) nach Wien zurückgeschafften Akten der Reichshofkanzlei vermitteln eine ziemlich deutliche Vorstellung, wie jener Teil der Registratura actorum publicorum der Reichshofkanzlei, der das Material über die diplomatischen Beziehun­gen des Kaisers zu den auswärtigen Staaten wie auch zu den großen und kleineren Reichsständen umfaßte, damals geordnet war, und wir können mit Sicherheit annehmen, daß der damalige Zustand der alten Ordnung in der Reichshofkanzlei entsprach. Das Schriftenmaterial war länderweise zusammengefaßt und lagerte teils ohne Rücksicht auf Art und Form des einzelnen Schriftstückes in chronologischer Ordnung, teils in Separatfaszikeln, die z. B. alle Akten einer bestimmten zeitlich begrenzten diplomatischen Mission oder alle Verhandlungsakten und Korrespondenzen zu einem bestimmten Gegenstand oder zu einer Sachgruppe umfaßten. Bei den Akten diplomatischer Missionen kam es dann auch vor, daß die Be­richte (Relationen), bzw. die Weisungen (Reskripte) in eigenen Faszikeln getrennt wurden. Jede einzelne Abteilung dieser im Pariser Verzeichnis Nationalia genannten Gruppe trägt als Bezeichnung das vom lateini­schen Namen des betreffenden Landes abgeleitete Adjektiv im Plural (z. B. Brandenburgba, Gallica, Coloniensia). In jeder Abteilung finden sich ent­sprechend dem oben Ausgeführten neben den allgemeinen chronologischen Reihen Sonderfaszikel, oft in überwiegender Anzahl. Die auf die Reichs­städte und die kleineren Territorien des Reiches bezüglichen politischen Akten, die naturgemäß oft nur wenige Faszikel umfaßten, sind im Pariser Verzeichnis in der Gruppe der Privata et Miscellanea enthalten. Aus diesei- entstand dann die Abteilung Kleinere Reichsstände. Schon zur Zeit der Auflösung der Reichshofkanzlei dürfte in den meisten Abteilungen dieser Art neben den bei der Kanzlei selbst entstandenen Akten (Konzepte der Weisungen und Originale der Berichte) auch das in den Kanzleien der einzelnen Gesandten entstandene Aktenmaterial (Kon­zepte der Berichte und Originale der Weisungen), soweit es die Gesandten bei Abschluß ihrer Missionen an die Reichshofkanzlei eingeliefert hatten oder es diese vom Sitze der Gesandtschaft eingezogen hatte, vorhanden gewesen sein, wie wir es heute in den meisten Serien der Berichte und Weisungen sehen. Wenn auch erfahrungsgemäß sehr viel Aktenmaterial von den Gesandten nicht abgeliefert wurde und teils ganz zugrunde ging,

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