Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Reichsarchive von Lothar Gross
326 ßeichsarchive. Abteilung wurden zufolge den Vermerken des Repertoriums B b (AB, 107) auch Akten aus der Abteilung Kleinere Reichsstände eingeteilt. Ihrer Provenienz nach gehörten alle diese Zuwächse — mit Ausnahme der Pergen- schen Stücke — der Reichskanzlei an, doch finden sich auch eine Reihe von Faszikeln anderer Provenienzen, die zum Teil mit der im Jahre 1851 erfolgten Auslieferung aus der alten Registratur der Staatskanzlei ins Archiv kamen. Ein größerer Teil der damals eingelieferten Reichssachen entstammte jedoch nicht der Staatskanzlei, sondern dem Archive der Prinzipalkommission am Regensburger Reichstage, so die die Fasz. 42—46 umfassenden Akten über die Angriffe auf die Reichsunmittelbarkeit der Reichsritterschaft und die in Fasz. 52 enthaltene Verhandlung über die 1712 gegen den Kaiser erhobenen Forderungen Kursachsens. Das Archiv der Prinzipalkommission wurde nach der Auflösung des Reiches im Jahre 1807 zum allergrößten Teil der Vernichtung preisgegeben, nur ein kleiner Teil wurde der Aufbewahrung wert befunden und nach Wien geschafft.1 Ein beträchtlicher Teil dieses Restes wurde hier dem Archiv der Staatskanzlei einverleibt und kam aus diesem eben 1851 ins StA. Neben diesen von der Prinzipaikommission herrührenden Akten wurden auch solche aus dem Geschäftsgänge der Staatskanzlei in die Reichsakten in specie eingeteilt, so die die Rheinschiffahrt betreffenden Schriftstücke (Fasz. 37) sowie die Akten über das Postwesen (Fasz. 26) und die Reichszirkulanda der Staatskanzlei, die jedoch kürzlich in die Abteilung Interiora der Staatskanzlei übertragen wurden. Auch Fasz. 41 (Beschwerden der Reichsritterschaft) ist aus der Staatskanzlei, gehört aber bereits dem alten Bestände an. 1851 gelangten auch die Akten des Reichserbm ar- schal lamtes (Fasz. 70—73) in das StA. (Vgl. AB. 168, Si. 79.) Sie sind zum allergrößten Teil aus der Kanzlei des Reichserbmarsch a 11 s, wurden zunächst bei den Miscellanea der Reichskanzlei eingeteilt und bei der Neubearbeitung den Reichsakten in specie eingegliedert. Die Neubearbeitung der Abteilung wurde von Winter und Paukert durchgeführt und dürfte 1884 beendigt worden sein. Sie legten auch ein Verzeichnis an (AB. 26/4), das den Inhalt der einzelnen Faszikel in Schlagworten angibt und auch die Identifizierung mit der alten Faszikelbezeichnung im Repertorium B ermöglicht. Inhaltsverzeichnis: Kalenderreform 1578—1725, Fasz!. 1—5; Reichstagssachen 1701—1796, Fasz. 6—8, 52, 53; Reichsmatrikel und -steuern 1577—1708, Fasz. 9—13; Reichspolizeisachen 1547—1773, Fasz. 14, 15; Pest und Seuchen 1713—1723, Fasz. 15; Handel und Konterband 1604 bis 1765, Fasz. 16, 17; Spott- und Schmähschriften 1567, Fasz. 18; Abschaffung fremder Gesandter 1673-—1759, Fasz. 19, 20; Postwesen 1562—1804, Fasz. 21—26; Rekurse ad comitia 1716—1805, Fasz. 27, 28; Reichshofrat 1622—1806, Fasz. 29—35; Reichskanzlei und kaiserliche Siegel 1559 bis 1786, Fasz. 36, 37; Rheinschiffahrt 1517, 1773—1786, Fasz. 37; Reichsritterschaft 1546, 1699—1806, Fasz. 38—51; Reichslehenwesen 1709—1797, 1 Vgl. darüber meine Mitteilungen in der Archivalischcn Zeitschrift, III. Folge, Bd. 3, S. 216 ff.