Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Reichsarchive von Lothar Gross

Iteichsakten in genere — Keichsakten in specie. 325 Reichsakten in specie. Diese Abteilung hängt in ihrer Entstehung und ihrer Geschichte viel­fach mit der eben behandelten der Reichsakten in genere zusammen. Gleich jener teilte auch der Bestand der Reichsakten in specie die Ge­schicke des deutschen Reichsarchivs. Im Generalrepertorium B der Reichsakten (AB. 106), das unter der Leitung Knechtls (vor 1833) ent­standen und großenteils von ihm selbst geschrieben ist, findet sich eine Abteilung, die den Titel „Reichsakten in specie, Kais. Commissions Akten, Reichskrieg gegen Frankreich“ trägt und deren unter den Nr. 385—440 angeführten Teile ebenso wie die unmittelbar darauffolgenden Nummern bis 452 und 454, die als „Anhang zu den Reichsakten“ bezeichnet sind, zum großen Teile dem heutigen Bestände der Reichsakten in specie ent­sprechen. Der Name wurde wohl im Hinblick auf die damals bestehende Abteilung der „Reichsakten überhaupt“ gewählt. Während diese Abtei­lung jedoch nur zum geringen Teil in die Reichsakten in genere über­gegangen ist, blieb von der alten Abteilung der Reichsakten in specie ein beträchtlicher Teil unverändert, abgesehen von einigen noch zu er­wähnenden Zuwächsen. Die Abteilung setzt sich heute aus einer Anzahl voneinander unabhängiger Aktengruppen zusammen, welche die verschie­densten Seiten des politischen, wirtschaftlichen und besonders auch des kulturellen Lebens des alten Reiches betreffen. Man wird hier ebenso, nur um einige Beispiele zu nennen, Material zur Geschichte der Reichsritter­schaft oder des Reichspfennigmeisteramts wie über die Rheinschiffahrt und über Kalenderreform und verschiedene Spott- und Schmähschriften finden. Einzelne dieser Aktengruppen treffen wir schon in den ersten Ver­zeichnissen, die über das Reichsarchiv nach 1806 vorliegen, als selbständige kleinere Bestände; so erscheinen in den Verzeichnissen über die aus Frank­reich zurückgebrachten Reichskanzleiakten (oben S. 281 f.) folgende Sonder­faszikel: Reichsmatrikel, Kalenderreformation, Gravamina (der Reichs­stände), Achtserklärungsakten, ferner unter der Hauptabteilung Miscellanea Faszikel über Handwerksordnung, verbotenes Kommerzium, Dona gratuita, Famosus libellus die Nachtigall usw. Einen Zuwachs erfuhr die Abteilung 1820 durch Überlassung von fünf Faszikeln seitens des Präsidenten der über die reichshofrätlichen Akten verordneten Hofkommission Grafen Philipp Öttingen. Die von ihm abgegebenen Akten betreffen die Verfassung und innere Organisation des Reichshofrats. Sie erscheinen bereits im Re­pertorium B. Einige Stücke mögen der Abteilung auch aus dem Nachlaß des Grafen Johann Anton Per gen im Jahre 1822 zugekommen sein. Ferner wurden der Abteilung die Akten über die Stiftungen der Reichs­kanzlei, die in der von Reinhart 1840 verfaßten Übersicht noch gesondert aufgeführt werden, angeschlossen und von den seinerzeit in der Verwal­tung der reichshofrätlichen Aktenkommission gestandenen Beständen wur­den die Akten über das Reichspfennigmeisteramt, darunter auch die Akten aus der Registratur der Reichspfennigmeister, der Abteilung angegliedert (Fasz. 74—77), vermutlich erst bei der Neubearbeitung der Abteilung in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts. In die Gruppe „Stiftungen“ der-

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