Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Reichsarchive von Lothar Gross
Revisiones — Reichsregisterbücher. 317 Repertorien des Wiener Schatzgewölbes, den Rosenthal in der Registratur der Hofkammer erhielt und der den Vermerk trug, daß die 1736 in Wien vergeblich gesuchten Bände in Innsbruck sein dürften, wandte sich nun Rosenthal 1750 vor seiner Abreise an Wurmbrand, um sich über die Aussichten weiterer Nachforschungen zu unterrichten.1 Dieser betonte die große Wichtigkeit der Reichsregister für den kaiserlichen Dienst, warnte aber bezeichnenderweise Rosenthal, der Reichshofkanzlei von den Nachforschungen Nachricht zu geben oder gar ihr die Bücher auszufolgen. Rosenthal scheint auch die ganze Aktion hinter dem Rücken der Reichshofkanzlei durchgeführt zu haben. Am 10. Dezember 1750 erstattete er dem Direktorialpräsidenten Grafen Friedrich Wilhelm Haugwitz Bericht über die Auffindung der Bücher, deren Zahl weit größer war, als er nach der in der Hofkammer Vorgefundenen Aufzeichnung gehofft hatte, und schon am 26. Dezember 1750 erging an die Innsbrucker Repräsentation und Hofkammer ein Dekret der Kaiserin, die Reichsregister an Rosenthal auszufolgen. Rosenthal übernahm dieselben und schlug vor, sie beim kaiserlichen Hofe zu behalten. Er begründete diesen Vorschlag mit der sehr anfechtbaren Behauptung, daß viele der Bände „fast lauter Austriaca oder doch mehr als Reichssachen enthalten“ und meinte, daß den Bedürfnissen der Reichshofkanzlei durch Anfertigung von Auszügen der die Reichsrechte betreffenden Stücke Rechnung getragen werden könnte. Rosenthal brachte im ganzen 46 Bände nach Wien. Es waren dies die Register Ruprechts 3 Bände, damals bereits signiert mit A—C, Sigismunds 8 Bände, D—L, Albrechts 1 Band, M, Friedrichs III. und Maximilians I., 29 Bände, N—Z und AA—RR, ferner ein mit SS signierter Band mit Abschriften von Aktenstücken der Jahre 1561/62 (Reichstag und Nachfolge im Reiche betreffend), ein als Tabulatur bezeichneter Index zu den Bänden A—HH, eine Tabulatur zum Bande QQ, ferner zwei Bände, die bezeichnet sind als „ein kleiner Foliant mit pergamenen Umschlag, darin beschrieben die Römerzüge Kaisers Friedrichen des Ersten von anno 1157 und Kaisers Friedrichs des III. von anno 1451“ und als „ein kleiner Foliant in rothem Leder gebunden, worin enthalten verschiedene Reichsacta Friderici III. imp. et Maximiliani I. ab anno 1442 bis 1512“. Der erste dieser beiden Bände, die natürlich keine Register waren, ist heute die Handschrift Nr. 138 (B 55), der zweite die Handschrift Nr. 588 (B 178) des StA. Die Tabulatur zu A—HH ist heute AB. 329, während die zum Band QQ gehörige diesem beigebunden ist. — Dieser älteste Bestand der Reichsregister des Archivs wurde mit Recht seit jeher als ein besonderer Schatz betrachtet. Man begann sehr früh, diese Bücher zu bearbeiten und entsprechende Behelfe zu ihrer Benützung zu schaffen. Darüber sowie über die wenigen Zuwächse der älteren Serie wird noch ausführlicher zu sprechen sein. Ihrer Bedeutung entsprechend, wurden sie stets im Hauptarchiv aufbewahrt und bei der Feindesgefahr 1805 und 1809 geflüchtet, so daß ihnen die Verschleppung nach Paris (oben S. 278 f.) erspart blieb. Unmittelbar nach ihrer Ankunft aus Innsbruck wurden sie zusammen mit Teilen der von Rosenthal aus Prag gebrachten Archivalien 1 Vgl. auch Wilh. Bauer in den Mitteil. d. Inst. f. österr. Geschichtsforschung 26, S. 268.