Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Reichsarchive von Lothar Gross

Nikolaus Wolf und Matth. Nowotny nach dem Rücktransport aus Frank­reich (oben S. 280 f.) neu geordnet, wurde die Abteilung dann durch die umfänglichen Auslieferungen an verschiedene deutsche Staaten arg ge­schmälert. Später ging durch die schlechte Aufbewahrung im Ballhause eine große Anzahl von Faszikeln (46 Stück) zugrunde. Diesen Verlusten gegenüber fallen die Zuwächse kaum ins Gewicht, zumal sie keine großen waren. Bei der ersten Akteneinlieferung aus der Registratur der Staats­kanzlei kamen auch zwei Faszikel mit Reichslehenssachen, wohl aus der Reichshofkanzlei stammend und nur irrtümlich in die Staatskanzlei ge­langt, ins StA., die wohl in die Reichslehensakten eingeteilt worden sein dürften. Kleine Zuwächse, wohl meist Reichsarchivalien aus der Samm­lung Erskein, brachte der Austausch mit Preußen. Einen Bestandteil der Abteilung bilden auch die in der Reihe der Archivbehelfe aufgestellten, gleichzeitig geführten Lehenbücher, die von Maximilian II. bis Leopold I. (AB. 73—76) erhalten sind und für die Zeit Josefs I. und Karls VI. durch Designationen aller unter diesen beiden Kaisern empfangenen Reichslehen (AB. 77) ergänzt werden. Hiezu kommen noch die Verzeichnisse über die verschwiegenen Reichslehen, die sich ebenfalls unter den Archivbehelfen aufgestellt finden (AB. 79, 80). Aus der letzten Zeit des alten Reiches liegt ein sieben Bände umfassendes, von Nikolaus Wolf geschriebenes Lehenbuch (AB. 82) vor, das gleichzeitig als Repertorium für die Abteilung dient. Zu demselben wurde ein alphabetischer Zettelkatalog (AB. 244 b) angelegt, der es ermöglicht, festzustellen, bei welchem Lehensträger — die Abteilung ist alphabetisch nach den Namen der Lehensträger geordnet — jedes ein­zelne Lehensobjekt zu suchen ist. Inhaltsverzeichnis: A—Z (1520—1806), alphabetisch nach Lehens­trägern, Fasz. 1—286. Reichslehensakten der lateinischen Expedition. (Feuda imperialia.) Die Abteilung der lateinischen Lehensakten enthält in erster Linie das Material über die in Italien und Burgund gelegenen Reichslehen, ferner über eine Anzahl von Reichslehen nördlich der Alpen, die stets in der lateinischen Expedition behandelt wurden (z. B. Berchtesgaden, Chur). Bei Benützung der Abteilung ist stets darauf zu achten, daß viel einschlä­giges Material in den Miscellanea gratialia der lateinischen Expedition zu finden ist und daß auch die Judicialia latina bisweilen Ergänzungen bieten. Die Abteilung hat nach der Rückkehr aus Frankreich (oben S. 280 f.) nicht die gleiche sorgfältige Behandlung erfahren wie die deutschen Lehensakten, hingegen sind ihr aber auch die großen Verluste jener durch Auslieferun­gen erspart geblieben. An Zuwächsen sind zu erwähnen die aus den Mis- cellaneaserien durch Matth. Nowotny in die Abteilung eingeteilten Akten, ferner eine Anzahl von Lehenbriefen (Abschriften), die beim Austausch mit Preußen hinzukamen. Bei einzelnen Lehen kommen in ziemlicher An­zahl Akten vor, die ihrer Provenienz nach dem Spanischen Rat ent­stammen. Sie sind zweifellos erst nach der Übernahme der Bestände des Praebendae regiae — Reichslehensakten der lateinischen Expedition. 311

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