Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

dient hat. — Im StA. ist er in erster Linie zur Herstellung von Urkunden­abschriften verwendet worden. Weyda Hieronymus von Lehrhofen, geb. am 27. Febr. 1816 zu Jans- dorf bei Leitomischl (Böhmen), erwarb 1842 das Doktorat der Medizin an der Wiener Universität, wandte sich dann aber der Historie zu und fand, nicht mehr ganz jung, im November 1851 Aufnahme als Aspirant am StA. Mit 14. Juni 1853 zum vierten, 1. Mai 1857 zum dritten Offizial, 10. Nov. 1860 zum zweiten Archivkonzipisten vorgerückt, wurde W. am 30. Juni 1877 zum Archivar ernannt und erhielt mit 27. April 1885 Titel und Charakter eines Sektionsrates. Die Vizedirektorstelle wurde ihm, trotzdem er an der Reihe gewesen wäre, nicht verliehen und der jüngere Felgel mit der Vertretung Ameths bei dessen Abwesenheit betraut. Mit 23. Dez. 1894 wurde W. unter Verleihung des Ritterstandes pensioniert. Genau neun Monate später (23. Sept. 1894) schied er aus dem Leben. W.s Tätigkeit am Archiv konnte sich trotz der langen Jahre, die er an ihm verbrachte, wenig nützlich gestalten. Nicht so sehr wegen der ihm als Mediziner mangelnden Vorbildung — seine vielseitigen Sprachkenntnisse und die große Geläufigkeit im Lesen schwieriger fremdsprachiger Akten­stücke aus der ihm unterstellten Abteilung Belgica (vgl. auch die Nach­träge von seiner Hand im AB. 402) wird (allerdings in späteren Jahren) sogar sehr gerühmt — als wegen der lange dauernden Tätigkeit als Sprach­lehrer bei den Brüdern Kaiser Franz Josefs, insbesondere bei Erzherzog Ludwig Viktor, die ihn sehr in der Erfüllung der Amtspflichten behinderte.1 Dazu traten dann Krankheitsfälle in der ziemlich zahlreichen, mit Glücks­gütern nicht gesegneten Familie und sein eigener nicht gerade fester Ge­sundheitszustand. Mehrfache längere Erholungsurlaube und geminderte Arbeitsfreude waren die Folgen. So kommt es, daß in den Amtsakten und Repertorien W.s Tätigkeit insbesondere an selbständigen Arbeiten nur wenig aufscheint. Am ehesten hat er noch unter Meillers Leitung bei der Ordnung der Confirmationes privilegiorum (AB. 64/2), des Mainzer Erz­kanzlerarchivs und der aus Innsbruck zugewachsenen Korrespondenz Cles (AB. 29/5) sowie bei der Revision der Salzburger Kameralurkunden Dienst geleistet. Auch im Zettelkatalog zum Rep. 24 (AB. 516) ist seine Hand festzustellen. Im Familienarchiv stammen Verzeichnisse der Sammelbände (AB. 476/1 und 477) von ihm. 1874 führte ihn eine Mission des auswärtigen Amtes nach Ragusa, in dessen Archiven er Material zur Frage der staats­rechtlichen Stellung und der seerechtlichen Verhältnisse von Kiek undSuto- rina (Dalmatien) zu sammeln und in einem Gutachten die Darstellung, die Pater Gliubich aus dem Material der venez. Archive zu diesem Gegenstände geliefert, zu ergänzen hatte. Wissenschaftlich ist W. nicht hervorgetreten. Wiedermayer Rudolf, geb. am 10. Nov. 1879 zu Wien, besuchte nach Absolvierung des Gymnasiums einen Handelsfachkurs und diente 1900/01 beim Landwehrinfanterieregimente Nr. 1 sein Einjährigen-Freiwilligenjahr ab. Mit 11. Jan. 1902 wurde er zur Kanzleipraxis im k. u. k. Min. d. Kais. 156 Biographien. 1 Vgl. dazu die Stelle im Briefe K. Franz Josefs an seine Mutter vom 12. Sept. 1851 bei Fr. Schnürer, Briefe Kaiser Franz Josephs I. an seine Mutter, München 1930, n. 123.

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