Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Wenzel — Winter. 157 Hauses u. d. Äuß. zugelassen und nach Jahresfrist zum Kanzleipraktikanten bestellt. Seine weitere Laufbahn ist folgende: 21. Jan. 1907 Kanzlist, 3. Juli 1907 Hof- und Ministerialoffizial 2. Kl., 23. Nov. 1910 Hof- und Ministerial- offizial 1. Kl., 29. April 1919 Hilfsämterdirektionsadjunkt, 24. März 1921 Hilfsämterdirektor, 1. Jan. 1927 wirklicher Amtsrat, 21. Febr. 1934 Titel eines Regierungsrates. Im Min. d. Äuß. wurde W. zunächst dem Expedit für administrative Korrespondenzen zugewiesen und bald zu schwierigeren Reinschriften und Diktaten verschiedener Departements verwendet. Ab November 1906 war er dem Protokoll und Archiv der politischen Korrespondenzen zugeteilt und ab 1907 mit der Führung des politischen Index betraut. Seit 1907 bis heute wird W. periodisch auch als diplomat. Kurier verwendet. Nach dem Zusam­menbruch der Monarchie wurden Protokoll und Archiv für politische Kor­respondenzen mit dem Expedit für diese Korrespondenzen in der politischen Verwaltungsabteilung vereinigt und W. mit 22. Nov. 1918 zum Vorstand­stellvertreter derselben ernannt. Seit Oktober 1924 ist W. dem StA. zuge­teilt, leitet hier die für die Benützungskontrolle eingerichtete Hilfsdienst­stelle, wird auch zum Benützersaaldienst und zu Konzepten (insbesondere Archivalienentlehnungen nach auswärts) herangezogen und hat als guter Kenner des politischen Archivs des Min. d. Äuß. namentlich bei den Vor­arbeiten für die große Aktenpublikation „Österreich-Ungarns Außenpolitik“ (1908 bis 1914) wertvolle Dienste geleistet. Im Zuge dieser Arbeiten stellte er ein Verzeichnis jener Konzepte, welche nicht vom jeweiligen Minister d. Äuß., sondern von den Sektionschefs und Referenten genehmigt wurden,1 zusammen (AB. 251 c) und verfertigte einen Zettelkatalog zur Feststellung der Handschriften der Konzepte der politischen Noten, Erlässe und Tele­gramme für die Zeit von 1907 bis 1914 (AB. 251 d). Mit Kraus zusammen ordnete und verzeichnete W. das große Botschaftsarchiv Konstantinopel (AB. 217 g). Wiestel Anton, Sohn eines k. k. Hofglasers, wurde bei der endgültigen Organisierung des Archivs wegen seiner schönen „Teutsch- und Lateini­schen Handschrift“ und Kenntnis der französischen und italienischen Sprache als zweiter Akzessist aufgenommen (November 1753) und haupt­sächlich zum Urkundenabschreiben herangezogen. W. ist am 27. August 1770 im Alter von erst 42 Jahren gestorben. Winter Gustav, geb. am 24. Febr. 1846 zu Znaim als Sohn des Gym­nasialprofessors (Altphilologen) Dr. Ignaz Bertold Winter, bezog nach Voll­endung der Mittelschulstudien am Wiener Theresianum die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Wiener Alma mater, hörte aber auch andere Disziplinen (Germanistik, Altphilologie, Anatomie, Geologie) und erwarb sich so eine sehr vielseitige Bildung. Am 21. Jan. 1870 wurde er zum Doctor iuris promoviert. Da ihn weder der Richter- noch der Ver­waltungsdienst noch der Rechtsanwaltsberuf lockten und er für eine Hoch­schullehrkanzel, die sein Traum war, in keinem der vielen von ihm gepfleg­1 Vgl. auch seinen Aufsatz über den Geschäftsgang des k. u. k. Min. d. Äuß. 1908—1918 (Archivalische Zeitschrift, 40. Bd., 1931).

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