Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Y oltelini — W enzel. 155 ernannt wurde, muß er mit seiner Familie doch sehr Not gelitten haben, wie seine Eingaben um ein Hofquartier und Gehaltsaufbesserung zeigen (1763, 1768). Die materielle Not zwang ihn wohl auch, im Nebenamt die Stelle eines adjungierten Sekretärs an der Akademie der bildenden Künste anzunehmen (1778 bis 1801),1 die er erst kurz vor seiner Ernennung zum dritten Archivar (1802) verließ. In dieser Anstellung verfaßte W. eine „Beschreibung der k. k. Akademie der bildenden Künste“ (1. Teil 1783, 2. Teil 1790), die 1875 im Selbstverläge der Akademie als Neudruck er­schien. 1805 mit der Ehrenmedaille für 50jährige treue Dienste ausge­zeichnet, wurde W. im Jahre 1806 zum zweiten Archivar befördert; als solcher ist er, in den letzten Jahren wiederholt kränklich, am 26. Febr. 1808 gestorben. Im Archiv hat W. — außer den Siegelzeichnungen, Siegeln und Schriftproben in Kupferstichen (AB. 520, 520 a und 521) — ein Verzeichnis sämtlicher Aktenabteilungen des Archivs zu seiner Zeit (einschließlich der Kurrentakten, AB. 2/1) hinterlassen. Außerdem hat er das von Roschmann verfaßte Repertorium der österr. Urkunden in vier Foliobänden reinge­schrieben (AB. 374 e/1—4) und hat zahlreiche Umschläge dieser Urkunden mit Regestenaufschriften versehen. Ebenso hat W. das von Knechtl, Rein- hart und Gassier verfaßte Repertorium der böhm. Urkunden reingeschrie­ben (AB. 387 e). Von seiner Hand stammt ferner der Wappenindex zu Richenthals Chronik vom Konstanzer Konzil (AB. 445), das Repertorium der Urkunden der Herren von Wallsee (AB. 358), eine Bestandsübersicht über die ungar. Abteilung (AB. 428) und ein erster Realkatalog zur Biblio­thek des StA. (erwähnt AB. 451 a/1). Biographie: Wurzbach, Biograph. Lexikon 54, S. 48 (das Geburtsjahr 1724 oder 1735 steht nicht sicher fest, doch spricht die große Arbeitsfähigkeit W.s gerade während der letzten beiden Lebensjahrzehnte eher für letzteren Ansatz). Weißenhahn Georg Michael von, wurde im Oktober 1779 als über­zähliger Offizial aufgenommen und, wie Grimm und Hypschle, in erster Linie zu Abschreibarbeiten (Urkunden des österr. Archivs) verwendet. Nach Strahls Tod (Juni 1788) rückte er an die Stelle des dritten wirkl. Offizials vor, verschied jedoch nach langem Leiden schon am 21. März 1794 im Alter von 57 Jahren. Wenzel (Venzel, Fenzel) Johann Heinrich, Protokollist beim k. k. Direc­torium in publicis et cameralibus, wurde bei der endgültigen Organisierung des Archivs (November 1753) wegen seiner schönen „Teutsch- und Lateini- schenHandschriift“ und Kenntnis der französischen und italienischen Sprache als erster Akzessist bestellt, trat jedoch „aus bloßer Noth wegen der bisher genossenen geringen Besoldung“ als Raitoffizier zur k. Staatsschuldenbuch­haltung über (Dezember 1763), wo er es, wie die Hof- und Staatshandbücher zeigen, in der Abteilung in militaribus und dann in der Hofkriegsbuch­haltung erst zum Rechnungsrat, dann zum Vizehofbuchhalter und Departe­mentvorsteher, zeitweise sogar zum provisorischen Vorsteher der Hof­kriegsbuchhaltung de praeterito brachte und bis ins hohe Alter (1826) ge­1 Jahresgrenzen laut gütiger Auskunft des Rektorats der Akademie der bildenden Künste.

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