Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

152 Biographien. Y. gehörte zu den Mitarbeitern Stokkas im Referat Hungarica und im Kabinettsarchiv. Im Kriege wurde er längere Zeit im Dep. 11 des Min. d. Äuß. und bei der Durchsicht der erbeuteten serbischen Archive ver­wendet. Voltelini Hans (von), geb. zu Innsbruck am 31. Juli 1862 als Sohn des damaligen Rates beim dortigen Oberlandesgericht und späteren Senats­präsidenten beim Obersten Gerichtshof in Wien Dr. Lorenz von Voltelini, absolvierte die Gymnasialstudien in Innsbruck, die Universitätsstudien in Wien, wo er auch 1883 bis 1885 Mitglied des österr. Instituts für Geschichts­forschung war. 1887 wurde Y. sub auspiciis imperatoris zum Doktor der Philosophie promoviert, 1892 erwarb er auch das juridische Doktorat. Inzwischen war V. bereits mit 14. Mai 1886 im StA. als Volontär ein­getreten, wobei er in der Bewerbung die gesamte Konkurrenz (Capek, Deperis, Ruckendorfer, Donabaum, Herzberg-Fränkel) aus dem Felde schlug. Obgleich Arneth in mehrfachen Eingaben V.s seltene Verwendbar­keit rühmte und ihn trotz seiner Jugend zu den Allerbesten seines Beamten­stabes zählte, gelang es ihm erst ab April 1888 ein Adjutum für V. heraus­zuschlagen. Erst mit 25. April 1892 — also nach 6 Jahren! — erfolgte die Ernennung zum Archivkonzipisten 2. Klasse. Dafür wurde er bereits mit 22. Jan. 1896 zum Archivkonzipisten 1. Klasse ernannt. 1900 mußte ihn dann das StA., als er, noch im Habilitationsstadium für deutsches Recht und österr. Rechtsgeschichte befindlich, eine Berufung als a. o. Professor für österr. Geschichte nach Innsbruck erhielt, scheiden lassen. Bereits 1902 wurde er in Innsbruck ordentl. Professor, um dann 1908 als ordentl. Professor für deutsches Recht und österr. Verfassungs- und Verwaltungs­geschichte an die juridische Fakultät der Wiener Universität zu über­siedeln. V. ist seit 1903 korr., seit 1909 wirkl. Mitglied der Wiener Aka­demie der Wissenschaften. In Wien wirkte er bis 1933 als Ordinarius, dann bis 1935 als Honorarprofessor. V. hat trotz intensivster wissenschaft­licher Beschäftigung — 1899 erschien das Aufsehen erregende Buch über die Südtiroler Notariatsimbreviaturen — auch auf dem archivarischen Ge­biete außergewöhnliche Leistungen aufzuweisen. Sowohl Arneth (1891, 1892, 1895) wie Winter (1900) rühmen die auf den umfassenden Kennt­nissen in Geschichte und Jurisprudenz fußende besondere Eignung V.s für den Fremdendienst. 1892 verfaßte V. auf eine Anfrage des Ministeriums hin, die nur auf Material zur Frage lautete, ein umfangreiches Gutachten über die Bischofsernennungen in Österreich und Ungam (1760 bis 1830). V. hat einen Teil der Trientner Urkunden neu repertorisiert (AB. 382/2) und war auch an den Ordnungsarbeiten der italien. Abteilungen (ältere Abteilung Rom, Gesandtschaftsarchiv Turin-Florenz 1859 bis 1876, Archiv der italien. Agenten in Stockholm 1832 bis 1846) hervorragend beteiligt (vgl. AB. 32/9, 32/17, 37/12, 203/1, 2, 273, 274 und 275/1, 2). Schließlich wurde V. auch in der Abteilung Familienarchiv verwendet; er hatte einen Zettelkatalog über die älteren Zeremonialakten anzulegen (AB. 479), Zuteilungen für die Familienakten durchzuführen und im Repertorium nachzutragen (AB. 475) und die im Jahre 1890 vom Archiv des Min. d. Inn. eingelieferten Hofakten chronologisch zu ordnen und zu verzeichnen (AB. 480 b).

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