Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Tomaschek—Vörnle. 151 wo er sich 1859 für deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte habilitiert hatte und bereits 1863 zum a. o. Professor für österr. Rechtsgeschichte und Rechtsaltertümer und 1871 zum ord. Professor dieses Faches (seit 1880 auch für deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte) mit Erfolg vorgeschlagen worden war. Zugleich war T. schon seit 1860 Kommissär bei der rechts­historischen Staatsprüfungskommission. Es läßt sich leicht ausrechnen, daß diese Stellung an der Universität sich schon rein physisch genommen mit den Pflichten als Archivar auf die Dauer nicht vertrug. Doch währte es immerhin ziemlich lange, bis es Arneth gelang, T. die Archivskonzi­pistenstelle, die er ausnahmsweise auch nach seiner Ernennung zum Pro­fessor hatte beibehalten dürfen, zu nehmen (1875). T. hat dann noch fast 20 Jahre an der Universität gewirkt und erhielt, als er 1893 in den Ruhe­stand trat, den Adelsstand mit dem Prädikate Edler von Stradowa. Seit 1867 war T. korr. Mitglied der Akademie der Wissenschaften, nachdem er schon 1860 Mitglied des Gelehrtenausschusses des Germanischen National­museums in Nürnberg geworden war und 1861 vom Kaiser für sein auf Materialien des StA. aufgebautes Buch: „Die ältesten Statuten des Bis­tums Trient“ die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft erhalten hatte. Auch T.s übrige Arbeiten gehören der österreichischen (Stadt- rechte von Wien, Rechtsgeschichte Mährens) und deutschen („Die höchste Gerichtsbarkeit des deutschen Königs im 15. Jahrhundert“) Rechts­geschichte an. Biographien: Wurzbach 46, S. 45ff.; Almanach der Wiener Akademie der Wisa.48, 8. 293—295; Allgemeine deutsche Biographie 54, S. 705/706 (Bretholz); die beiden letzt­genannten mit Angabe der literarischen Arbeiten T.s. Vörnle Johann, geb. am 6. Jänner 1890 zu Uj-Moldova (Komitat Krassö Szörény) als Sohn des dortigen Oberstuhlrichters, besuchte das Obergymnasium zu Temesvár und widmete sich dann auf der Universität Budapest rechts- und staatswissenschaftlichen Studien, die er im Frühjahr 1911 mit dem staatswissenschaftlichen Doktorat beschloß. Reisen in die französ. Schweiz und nach England dienten der Ausbildung in fremden Sprachen. 1912/13 war V. a. o. Mitglied des Österr. Instituts für Geschichts­forschung. Bereits im Herbst 1912 wurde er über sein Ansuchen um eine An­stellung im StA. in Vormerkung genommen und nach dem Rücktritt Károlyis, da ein ungar. Kompetent an der Reihe war, noch vor Ablegung einer Prüfung mit 17. Dez. 1913 zur probeweisen Dienstleistung im Konzeptsdienst einbe­rufen. Im Herbst 1914 legt er dann die Ersatzprüfung aus dem Archivdienst ab und wurde mit 10. Okt. d. J. Konzeptspraktikant (zunächst ohne Ad­jutum). Ab 15. Februar 1915 bezog V., der durch den Tod der Mutter um seine Unterstützung gekommen war, ein Adjutum. Mit 19. Juli 1915 zum Archivkonzipisten ernannt und 1917 zum Dr. jur. promoviert, rückte er am 6. Nov. 1918 zum Haus-, Hof- und Staats-Vizearchivar vor, schied aber infolge der Revolution bereits wenige Tage später aus dem österr. Staatsdienste aus. Er trat dann, nachdem er kurze Zeit der ungar. Archiv­kommission bei den ehemaligen gemeinsamen Archiven angehört hatte, in den ungar, auswärtigen Dienst über, dem er (seit 1930 als Legationsrat) auch heute noch angehört.

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