Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Schlechta—Schütter. 127 von Thomayr, einen Bandindex zu den jüngeren Reichsregisterbüchern (1519 bis 1806) herzustellen (AB. 327/1 bis 4) und von ihm stammt ein Gesamtaufstellungsverzeichnis der Reichsregisterbücher (AB. 330). Im Referat Reichsarchive hat er außerdem die Ratsprotokolle und Voten der geheimen und deputierten Räte geordnet und verzeichnet (AB. 223). Nebenher wurde Sch. — unter Leitung Felgels — auch in der Abteilung Familienarchiv verwendet (vgl. seinen Anteil an den AB. 291/292, 298 und 476/2). Auch das Aufstellungsverzeichnis der Abteilung Belgien (Reperto­rium DD, AB. 196/1) scheint von ihm geschrieben zu sein. Dann (ab 1894) wandte er sich der Ordnung des sogenannten Napoleonischen Archivs (AB. 444) und der großen Abteilungen Frankreich, England, Vorträge und Friedensakten der StK. zu. Sie gehören heute dank der Arbeitsleistung Sch.s zu den bestbenützbaren Beständen des Archivs (vgl. die umfäng­lichen AB. 173, 174, 188, 197, 198, 199/1 bis 7). Hieher gehört ferner das Aufstellungsverzeichnis der Sch. besonders vertrauten Abteilung Ver­einigte Staaten von Amerika (AB. 187). In den späteren Jahren (ab 1902) verwaltete Sch. auch das neu hinzugekommene Kabinettsarchiv; von seiner Ordnungstätigkeit geben u. a. die Verzeichnisse zu den Organisations­akten (AB. 314) und zu den Geheimakten (AB. 315) Zeugnis (vgl. ferner AB. 300). Von Sch. stammen endlich die großen Bestandsübersichten der Zentrale des alten Hauses, das sogenannte Schlittersche Grundbuch, samt Zettelkatalog (AB. 9, 10 und 22/1), und auch der regen Betätigung bei den Übersiedlungen von 1886, 1895/96 und 1902 soll nicht vergessen werden. Sch. war es auch, der den Gedanken wissenschaftlicher Gemeinschafts­arbeit der Beamten des Archivs gefördert und die Arbeiten, die in der Folge tatsächlich in Angriff genommen wurden (Generalkatalog AB. 25 und Regesten aus den Reichsregisterbüchern Kaiser Karls V.),1 insbe­sondere in der Zeit seiner Vizedirektion und Direktion, kräftig unter­stützt hat. Seine Anhänglichkeit an das Archiv geht aus Schenkungen zum Nachlaß Depont und des Nachlasses Melanie Metternich sowie aus der Hinterlegung seines Schriftennachlasses (einschließlich der von ihm unter seiner Archivdirektion geführten Tagebücher) zu Lebzeiten her­vor. Als 1908 die Zerreißung des Hofkammerarchivs drohte, setzte sich Sch., um die Zerreißung zu verhindern, mit besonderem Eifer für die Ein­verleibung desselben ins StA. ein und unternahm im April 1908 mit Mitis sogar eine Reise nach Paris, um auf dem Wege über den dortigen Botschafter Grafen Rudolph Khevenhüller auf die Entscheidung des Min. d. Äuß. Einfluß zu gewinnen. Sch.s Verhandlungsgeschick und Sprachenkenntnisse, die er auf längeren wissenschaftlichen Reisen (1891 und 1893 Rom, 1900 Paris und Brüssel) noch vermehren konnte, befähigten ihn in besonderer Weise zur repräsentativen Seite des Berufes. So reiste er 1900 nach Bonn, um für das Archiv einen Teil der großen Autographensammlung Posonyi zu er­werben; 1910 war er zusammen mit Györy Vertreter des StA. am inter­nationalen Kongreß der Archivare und Bibliothekare zu Brüssel, 1911 1 Vgl. L. Groß, Die Reichsregisterbücher Karls V., Wien 1930.

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