Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

128 Biographien. Vertreter des StA. am Grazer Archivtag; 1913 wurde er (als Vertreter des StA.) zum Mitglied der Commission permanente des Congrés d’Archi- vistes et Bibliothécaires in Brüssel ernannt. Sch.s reiches Wissen und seine Umgänglichkeit verschafften ihm schon früh Gehör bei Hofe (Erz­herzog Franz Ferdinand) und beim einflußreichen hohen Adel (Liechten­stein, Schwarzenberg, Khevenhüller u. a.), was nicht nur ihm und seinen Arbeiten, sondern auch dem Amte und seinen Kollegen zugute kam. Seinen Arbeiten insbesondere dadurch, daß ihm 1907 ein offizielles Thema (Die europäische Politik Schwarzenbergs) gestellt und ihm dafür bisher un­zugängliche Archive und Bestände (Akten des politischen Archivs nach 1848, Tagebuch der Erzherzogin Sophie, Archiv Plaß u. a.) geöffnet wur­den. Um der Freiheit der Forschung zu dienen, ist Sch. übrigens auch im eigenen Amtsbereiche für eine möglichst weitgehende Berücksichtigung der Archivbenützungsansprüche und vor allem für die Aufhebung der Vor­zensur des benützten Materials eingetreten. Für seine Beamten setzte sich Sch. gerne und wiederholt mit großem Erfolg ein. Obwohl selbst nicht „Institutler“, förderte er doch die Zög­linge des Österr. Instituts für Geschichtsforschung, an dessen Prüfungen er 1914 bis 1918 als Kommissär teilnahm; sie schienen ihm die richtige Mischung zwischen Historikern und Juristen zu sein und er erachtete besonders die Fühlungnahme der verschiedenen Nationalitäten Österreich- Ungarns unter den Zöglingen für einen Gewinn. Im großen Krieg war Sch. bemüht, ein führender Kämpfer im Hinterland zu sein. In einem Kreis von Vaterlandsfreunden (Hochadel und hohe Bamte), der sich zur Aufgabe setzte, durch Aufrufe, Aufsätze, Vorträge usw. die innere Front zu festigen und die inneren großen Pro­bleme der Monarchie im Interesse einer Kräftigung nach außen der Lösung näherzubringen, war Sch., wie seine Vorträge, Zeitungsartikel („Reichs- post“) und Denkschriften an das Ministerium zeigen, mit großer Initiative tätig. Über Auftrag des Ministeriums übernahm Sch. außerdem die Lei­tung der Lebensmittelabgabe für die Beamten des Min. d. Äuß. und des Obersten Rechnungshofes. Sch. wurde 1916/17 auch in besonderen Mis­sionen nach Serbien und in die Schweiz entsendet. In Belgrad galt es, Verfügungen über das von den k. u. k. Truppen erbeutete Archiv des serb. Min. d. Äuß. zu treffen. Sch.s Bericht hatte Personalveränderungen in den obersten Stellen des Generalgouvernements zur Folge. So traf ihn, den noch immer hoffenden, begeisterten Altösterreicher, der Zusammen­bruch besonders hart. Eine der ersten Amtshandlungen des von der neuen deutschösterreichischen Regierung entsandten Archivbevollmächtigten L. M. Hartmann war die Suspendierung Sch.s vom Amte. Sch. verblieb noch bis Oktober 1919 im Stande des liquidierenden österr.-ungar. Min. d. Äuß., trat aber dann in den Ruhestand. Sch.s wissenschaftliches Interesse war zunächst der Geschichte der Zeit Josefs II. und dann auch der Napoleonischen Zeit zugewandt. Später beschäftigte er sich mit dem österreichischen Vormärz und dem Mini­sterium Schwarzenbergs. Die offizielle Darstellung der europäischen Politik Schwarzenbergs ist schon 1910 als politisch inopportun fallen-

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