Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Rosenthal—Rosner. 123 durch seine allerdings mit größtem Fleiß und vollkommener Konsequenz restlos durchgeführte chronologische Ordnung (innerhalb der österr. Abteilung) alle Unterabteilungen, auch die selbständigen Archivkörper, ohne jede Rücksicht auf die ursprünglichen lebendigen Zusammenhänge der Urkunden schonungslos beseitigt hat. Literatur: G. Winter, Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1749—1762, Archiv für österr. Geschichte XCII (Wien 1902), S. 1—82; Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs 1906/07; Wurzbach, 27. Band, S. 32 ff. Rosner Josef (1776 bis 1860), steht unter dem Personal des Archivs in doppelter Hinsicht vereinzelt da. Einmal, da er es — das ist an der Schablone von heute gemessen besonders bemerkenswert — vom Heizer zum k. k. Rat und Archivar gebracht hat, und zweitens, weil er durch ungewöhnlich lange Zeit, nämlich durch mehr als 40 Jahre am geh. Hausarchiv gedient hat. R. war, bevor er mit 1. Dez. 1810 als Heizer in das Hausarchiv eintrat, Amtsschreiber in der Verwaltung des Erzbistums Wien (Herrschaft Kranichberg) gewesen und hatte als Leutnant in der österr. Landwehr gedient. Eine gewisse Bildung ist bei ihm also zweifellos vorauszusetzen, aber eine gelehrte Bildung, wie sie auf Grund der Angaben Radermachers — R. soll danach in Landshut juridische Studien betrieben haben — zu erwarten gewesen wäre, hat Erb später keineswegs feststellen können. Um so mehr ist die Leistung anzuerkennen, welche R. in seiner langen Dienstzeit und durchaus nicht immer unter günstigen materiellen Lebensverhältnissen vollbracht hat. Seine Vorbildung und sein Interesse hatten zur Folge, daß er bald aushilfsweise im Kanzlei- und auch im Kon- zeptfache Verwendung fand. Die wertvolle Beihilfe, die R. seinem Lehrmei­ster Knechtl — auch in außeramtlichen Stunden — bei Sichtung der hoch- stiftl. Baselschen Akten leistete, trug ihm mit 1. Juni 1816 die Ernennung zum zweiten Archivoffizial ein. Dann zog sich aber der Weg; trotz ver­schiedener Beförderungsanträge (1821, 1824, 1827, 1831) konnte R. erst nach Delitschs Tod die erste Offizialstelle erreichen. Auch diese Vor­rückung bedeutete für R. nicht viel, da die damit verbundene Aufbesserung für den aus einer niederen Dienstkategorie Aufgerückten erst den Offizial­anfangsgehalt brachte. Verschiedene Eingaben Knechtls (1833, 1835, 1836, 1837), die dem Pflichteifer R.s das anerkennendste Zeugnis ausstellten, hatten erst 1838 wenigstens in materieller Hinsicht einen Erfolg; bis dahin war R.s Gehalt trotz seiner bereits 28jährigen Dienstzeit und gehobenen Tätigkeit hinter dem des ersten Rechnungsoffizials der Hofbuchhaltung zurückgestanden. Zum Jubiläum der 30 jährigen Dienstzeit (1840) erhielt dann R. den Titel eines Archivadjunkten (samt einer Personalzulage) und zum 70. Geburtstag (1846) rückte er zum k. k. Rat und Archivar vor. Im März 1851 mußte der Veteran, der außer an Altersgebrechen noch unter den Folgen eines im Vorjahre erlittenen Armbruches litt, um die Pensionierung ansuchen und erhielt sie auch unter Beibehaltung des Aktiv­gehaltes und der aktiven Quartierzulage. So wurden R.s Verdienste doch wenigstens im Alter belohnt. Er konnte noch einen ziemlich langen Lebensabend genießen und ist erst am 20. Juni 1860 nach kurzer Krank­heit unter Zurücklassung eines einzigen Sohnes Rudolf (der übrigens

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