Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

118 Biographien. Großvater Walter Heising war hochfürstlich Paderbornischer Rentmeister zu Dringenberg, ihr Vater Johann Heising und ihr Bruder waren Bürger­meister der Paderbornischen Stadt Warburg, ihr mütterlicher Großvater, Rotger Plettenberg, gen. Herting, war Weinherr ebenda. In kaiserliche Dienste trat bereits ein Bruder eben dieses Rotger, Georg von Plettenberg, also ein Urgroßonkel R.s; er wurde kaiserlicher Hofkammerrat und 1668 in den Reichsfreiherrnstand erhoben. Auch R.s Stiefbruder, Johann Hein­rich Rosenthal, war kaiserlicher Körnet. So kam auch der am 12. Jan. 1702 in Hildesheim geborene Theodor Anton R., von seinem Landsmann, dem niederösterr. Regierungsrat Johann Christoph von Bartenstein, veranlaßt, nach Wien. Sein äußerer Lebensgang ist rasch gezeichnet: 1722 trat er in die Böhmische Hofkanzlei ein, wurde Sekretär des Obersten Kanzlers Grafen Ferdinand Kinsky, dann Kanzlist, Konzipist, Archivar, Ratsprotokollist, endlich Sekretär der genannten Hofkanzlei und nach deren Aufhebung 1749 provisorischer Hofsekretär beim Directorium in publicis et cameralibus und gleich darauf erster Hausarchivar an dem neugegründeten k. u. k. geh. Hausarchiv. 1764 wurde er wirkl. Hofrat, am 10. Juni 1779 ist er zu Wien gestorben. Mit dem Auftrag der Gründung des geh. Hausarchivs war ihm eine neue große Aufgabe erwachsen. Beim Ausbruch des österr. Erbfolge­krieges hatte es sich gezeigt, daß die zur Verteidigung des Erbfolgerechtes nötigen Dokumente nicht auffindbar waren. Das war der unmittelbare letzte Anlaß, daß Maria Theresia nun daran ging, mit der Errichtung eines Haus- und Staatsarchivs endlich Ernst zu machen, nachdem bereits seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert mehrere Versuche mißglückt und mehrere Pläne unausgeführt geblieben waren und unter Karl VI. bereits eine weitläufige Äußerung über die Notwendigkeit der Gründung eines wirklichen Haus- und Staatsarchivs verfaßt worden war. Es sollten zu­nächst nur die Hausakten und Urkunden, die sich in der Schatzkammer befanden, mit denen der Hofbibliothek vereinigt werden. Bald aber erhielt das Unternehmen im Zusammenhang mit den großen Verwaltungsreformen eine breitere Grundlage. Aus den Schatzgewölben zu Innsbruck und Graz und aus den sonstigen Registraturen zu Innsbruck und Prag sollten die Bestände des Zentralarchivs zusammengebracht werden. R. muß mit den Vorarbeiten bereits 1748 begonnen haben, da er sich in diesem Jahre die Registerbände zu den unter K. Leopold I. angelegten Grazer Schatz­gewölbebüchern (AB. 344) zur Durchsicht nach Wien kommen ließ. Die Zeit vom Herbst 1749 bis 1752 war ausgefüllt mit R.s großen Archivreisen nach Prag, Innsbruck und Graz, und noch vor Ende 1752 lagen die von ihm an diesen Orten ausgewählten Archivalien im Wiener Schatzgewölbe. Daß Maria Theresias Wahl für diese große Aufgabe auf R. fiel, hat seine Gründe. Er war vom böhm. obersten Kanzler, Grafen Friedrich Harrach, empfohlen, der ihn eben offenbar gerade als Archivar der Böhm. Hofkanzlei schätzen gelernt hatte. R. war zwar Autodidakt, aber „ein Mann von gründlicher historischer Bildung“, und Bartenstein nennt ihn nach Ablauf der ersten Jahre seiner Tätigkeit (1754) „einen dem Werk gewachsenen Archivarium“. Auch Kaunitz zollte ihm später einmal (1763)

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