Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Roschmann. 115 Hauptteil der Archivgeschäfte auf R. und die Berichte Schmidts an die StK., die sich wieder auf die R.s stützen, scheinen dies zu bestätigen. In einem Promemoria (1784) hat R., der nach dem Abgänge von Hops (Mai 1782) zum ersten Archivar vorgerückt war, als wichtige weitere Archiv­arbeiten die Bearbeitung der Reichsregister und die Ordnung des lothrin­gischen Archivs vorgeschlagen und ist für die Einziehung der Archive ausgestorbener Adelsfamilien und für die Ergänzung der lückenhaften Wiener Bestände aus den diesen früher entfremdeten, auswärts liegenden Materialien, eventuell auch im Austauschwege, eingetreten. Schließlich be­antragte er eine Durchsicht der Hofregistraturen nach Originalen wichtiger Staatsverträge, die bisher entweder gar nicht oder nur in Abschriften dem Hausarchiv „als der eigentlichen schriftlichen Central-Schatzkammer des österreichischen Monarchen“ abgetreten worden waren, und schlug zur leichteren Benutzung des Archivs und raschen Erledigung von das Staats­interesse berührenden Fragen die Anlegung eines Generalsachrepertoriums vor (1784). Unter seiner Archivleitung ist (1795) zum erstenmal die Füh­rung eines Protokolls der Amtsakten festzustellen. Als die krainischen Stände um die Wiedereinverleibung des Stadtbezirkes Fiume einkamen, verfaßte R. im Aufträge der StK. einen „Diplomatischen Ausweis über die Abhängigkeit beyder Städte Triest und Fiume von dem Herzogthume Krain“ (1791). Nach dem Tode Schmidts (1. Nov. 1794) fiel R„ der bereits auf 44 Dienstjahre zurückblickte, die Geschäftsführung vollends anheim und er oblag ihr durch Jahre mit Weinkopf als einzigem Gehilfen, ohne daß er, trotz Ansuchens, eine Aufbesserung des Wiener Anfangsgehaltes erreicht hätte. Sie wurde ihm erst unter der Direktion Daisers (1801) zuteil. Die letzten Lebensjahre waren durch zunehmende Kränklichkeit verbittert1 und diese ist wohl auch mit ein Grund, warum R.s Geschichte von Tirol unvollendet geblieben ist. Wenn Hormayr in seinen späteren Jahren R. und Weinkopf „ein paar verwitterte und eingerostete Arbeiter“ nennt,2 so dürfte das auf den großen Altersunterschied und auf seine geistige Überlegenheit zurückzuführen sein, tut aber den Verdiensten der beiden keinen Eintrag. Wissenschaftliche Arbeiten: Geschichte von Tirol für die studierende Jugend, Innsbruck 1778; Geschichte von Tirol, Wien bei Anton Gassier, I (1792) und II (1803), reicht von der Urbevölkerung bis zum Tode Lothars III. (1137); fußt in den älteren Teilen (vorkarolingische Epoche, weitläufig geschildert auf Grund der römischen Schriftsteller) auf den Vorarbeiten von R.s Vater, der 1760 seine Arbeit an Rosenthal zur Begutachtung eingesendet hatte. Im Jahre 1770 hat Maria Theresia dem jungen R. zur Fortsetzung der väterlichen Studien eine Beihilfe von 400 fl. bewilligt (StR. 463/1770). 1772 legte R. die zwei ersten, 1775 den dritten Teil vor und erhielt die Druckbewilligung (StR. 1080/1775); Prü­fung der Westenriederschen Geschichte Bayerns für Jugend und Volk, 1787, richtet sich gegen die die Staatsrechte des Erzhauses Österreich 1 Apothekerrechnungen in StK., Personalia. 8 Taschenbuch für vaterländische Geschichte 25 (1836), S. 461. 8*

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