Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter
Reinhart—Reinöhl. Ill weniger als geistig bedeutsamer Amtsvorstand“ gewesen, nicht beipflichten können, sondern vielmehr einer Ehrenpflicht Genüge leisten, wenn wir seine Verdienste hier ins richtige Licht setzen. Dabei kommt uns das Urteil zu Hilfe, daß der sonst mit lobenden Urteilen keineswegs freigebige Staatskanzler Fürst Metternich in der Meldung vom Ableben Reinharts an den Kaiser gefällt hat: er bedauert darin innig den Verlust dieses ausgezeichneten Staatsdieners, der sich mit seltener Hingebung dem allerhöchsten Dienste gewidmet und seine ganze Existenz der Anstalt geopfert hat. Man kann von ihm, heißt es weiter, in Wahrheit sagen, daß er infolge der großen Anstrengungen, die er sich in ängstlicher Pflichterfüllung auferlegte, einen zu frühen Tod fand.1 Biographien: Wurzbach, Bd. 25, S. 206/207 (mit genealogischen Notizen); Wiener Zeitung vom 30. Mai 1843, Nr. 149; Neuer Nekrolog der Deutschen XXI (1843), S. 373, Nr. 123; Mayr, Gesch. d. StK. unter Metternich, S. 73—81 (öfters). Über Reinharts Förderung des Archivnachwuchses vgl. im Einzelnen: Bittner L., Ein vormärzlicher Plan zur Errichtung einer Archivschule, in M. Ö. I. G. XLI, S. 273—278. Siehe auch den Vortrag von Ottenfels an Metternich vom 4. Jan. 1842, betreffend Neuanstellungen am Archiv, worin im Namen Reinharts über den mangelhaften Studienplan Klage geführt und zum Teile diesem die Schuld an der mangelhaften Vorbildung der Bewerber für den Archivdienst zugemessen wird.“ Reinöhl Fritz (von), geb. am 22. Dez. 1889 als Sohn des Gymnasialprofessors Dr. Rainer von Reinöhl und der Charlotte Edlen von Scheidlin, absolvierte die Gymnasialstudien 1900 bis 1908 in Baden und studierte 1908 bis 1913 an der Wiener Universität Geschichte und ihre Hilfswissenschaften (1911 bis 1913 als ordentliches Mitglied des Österr. Instituts für Geschichtsforschung). In den Sommern 1912 und 1913 besuchte er mit Institutsstipendien nord- und mittelitalienische Archive (Thema der Institutsarbeit: Das Urkundenwesen der Markgrafen v. Tuszien). Im Herbst 1913 zum Militärdienst eingerückt und 1914 bis 1918 (zeitweise im Stab des 49. Inf.-Brigadekommandos und des 25. Inf.-Truppendivisionskom- mandos) im Felde, konnte er erst im Juli 1918 auf einem Studienurlaub das philosophische Doktorat (Dissertation: Die Passauer Ministerialität) erlangen. Als Oberleutnant d. Res. beim Zusammenbruch heimgekehrt, gehörte er bis 28. Nov. 1918 im Stabe des Landesbefehlshabers von Niederösterreich der deutschösterreichischen Volkswehr an. Mit 1. Jan. 1919 trat R. als Mitarbeiter in die Wiener Diplomataabteilung der Mon. Germ. Hist, ein und war in ihr bis 1924 tätig. Am 25. Juli 1919 zur probeweisen Dienstleistung im StA. zugelassen, wurde er am 8. Okt. 1920 zum Konzeptspraktikanten ernannt, am 20. Dez. 1922 mit dem Titel Archivkonzipist, am 31. März 1924 mit dem Titel S t aat s vi z ear chi var, am 29. März 1926 mit dem Titel Staatsarchivar ausgestattet, am 5. Jan. 1929 zum Staatsarchivar in. der 4. Dienstklasse ernannt und erhielt mit 1. Febr. 1936 Titel und Charakter eines Oberstaatsarchivars. Seit 1929 (Oktober) versieht R. nebenamtlich den Dienst eines Universitätsarchivars. In diesem Jahre wurde er den Archivreferaten des Bundeskanzleramtes (Archivliquidierung), 1931 auch dem Archivamt zugewiesen. 1931 wurde R. zum Archivalienpfleger des Archivamtes für den politischen Bezirk Baden bestellt, nachdem er 1 Staatskonferenzakten Z. 408/1843. s StK., Personalia, F. 89.