Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter
100 Biographien. Ottenfeld Karl Otto Ritter von, begann seine Laufbahn als Konzeptskandidat bei der k. k. Wiener-Neustädter Kameralbezirksverwaltung (25. Sept. 1838) und war von 1839 bis 1849 als Akzessist, bzw. als Kabinettsoffizial mit dem Range eines Hofsekretärs (ab 1844) im kaiserlichen geh. Ziffernkabinett tätig.1 Nur vorübergehend (Juni 1849 bis April 1853) war er dann wie Bitermann (s. diesen) dem StA. zugeteilt, nicht zur Freude der von diesen beiden präterierten Archivoffiziale und ohne sich mit besonderem Eifer oder Interesse an den Amtsarbeiten des Archivs zu beteiligen. Die Ernennung zum ersten Hofkonzipisten in der Sektion für Chiffern- und translatorische Arbeiten befreite dann glücklicherweise beide Teile, Archiv und 0., aus dieser peinlichen Lage. 1858 erfolgte die Ernennung zum wirklichen überzähligen Hofsekretär. Trotz seines schönen Einkommens befand sich 0. dauernd in Geldverlegenheiten und mußte zweimal (1865 und 1868) die Verhängung des Konkurses über sich ergehen lassen, das zweitemal kam die Suspendierung vom Dienste dazu. 0. hat sich — wegen eines Herzleidens — bereits Ende des Jahres 1870 in den Ruhestand versetzen lassen. Paukert Johann Ritter von Hohenfranken, geb. am 24. Nov. 1847 zu Frankstadt in Mähren, absolvierte das Gymnasium in Troppau und studierte dann an der Universität Wien Geschichte; 1873 bis 1875 nahm er als ordentl. Mitglied am Lehrgang des Österr. Instituts für Geschichtsforschung teil. Mit 22. Aug. 1875 zum Offizial im Reichsfinanzministerium ernannt, wurde P. zunächst dem Hofkammerarchiv zugewiesen. Aber er strebte — den Studien entsprechend — doch den Konzeptsdienst an und erhielt tatsächlich mit 9. Febr. 1876 eine Konzeptsaspirantenstelle (mit Adjutum) im StA. Da Arneth für P. Remunerationen aus dem Materialbeschaffungsfonds durchsetzte und mit 30. Juni 1877 bereits P.s Ernennung zum Konzipisten 2. Klasse erfolgte, war die finanzielle Einbuße, die P. durch Aufgabe seiner besser bezahlten Stellung erlitten hatte, bald wettgemacht. Die weitere Laufbahn P.s war folgende: 25. April 1883 Titel und Charakter eines Archivkonzipisten 1. Klasse, 24. Aug. 1885 Archivkonzipist 1. Klasse, 27. März 1888 Titel und Charakter eines Haus-, Hof- und Staatsarchivars, 26. Dez. 1893 Haus-, Hof- und Staatsarchivar, 30. Sept. 1901 Titel und Charakter eines Sektionsrates, 30. Okt. 1904 Sektionsrat, 21. Mai 1905 2. Vizedirektor, 1909 1. Vizedirektor, Jan. 1911 Titel und Charakter eines Hof- und Ministerialrates, 29. März 1913 Versetzung in den Ruhestand unter Erhebung in den Ritterstand. P. ist bereits am 26. Aug. 1915 zu Hohenstadt in Mähren gestorben. P. darf als die rechte Hand Winters, mit dem ihn enge Freundschaft verband, bezeichnet werden. Die beiden haben insbesondere in der Urkundenabteilung und in der Abteilung Reichsarchive zusammengearbeitet. Als Winter Direktor wurde (1897), überließ er P. die Leitung der Reichsarchive und (bis 1901) der sogenannten Archivfiliale, die mehr als drei Viertel des Gesamtbestandes der Materialien des StA. beherbergte. An den Übersiedlungen der Archivfilialen von 1884, 1886, 1895 und insbe1 Vgl. J. Mayr, Metternichs geheimer Briefdienst, a. a. 0. S. 30.