Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Nowotny. 97 Karriere setzte ein Blutsturz des seit längerem kränkelnden Mannes am 14. März 1844 ein allzufrühes Ende. N. hat die kurzen Jahre, die er am StA. verbrachte, sehr wohl genutzt. In den ersten Jahren mit den Kanzleige­schäften betraut — die Reinschriften der von der Archivdirektion ausge­gangenen Erledigungen sind in den Jahren 1837 bis 1840 meistens von ihm geschrieben —, wuchs er dann rasch in die schwierigeren Aufgaben der Ordnung und Verzeichnung der Aktenmassen hinein. Davon zeugt sein großes Repertorium über die Aktenabteilung Holland (damals 60 Faszikel, zirka 10.000 Stücke, AB. 108/7 [Rep. C 5 a]), aber auch der von ihm be­arbeitete Teil des Repertoriums der Kriegsakten, dessen Fortsetzung er nach Kubitscheks Tod übernahm (durchgeführt 1632 bis 1634; Repertorium D = AB. 109, Fol. 170 ff.). Dazu kommen noch die chronologischen Re­gesten (Zettelkatalog von zirka 3000 Stück, AB. 543/13) der in den Salz­burger Kammerbüchern enthaltenen Urkunden. Endlich war N. — dank seiner tschechischen Sprachkenntnisse — an der Registrierung und Ord­nung der böhm. Urkunden und Akten beteiligt (Chronologischer Zettel­katalog zur Abteilung Böhmen der RK. aus den Jahren 1611, 1616, 1618 [AB. 533]). Nowotny Matthias (1797 bis 1860), trat 1819 als unbeeideter Akzessist beim niederösterr. Merkantil- und Wechselgericht ein und fand seit 1823 als Diurnist Verwendung bei der 1807 geschaffenen Hofkommission der reichshofrätlichen Akten. Trotz zahlreicher Beförderungsanträge seitens seines Direktors Niklas von Wolf erreichte N. erst 1834 (31. Okt.) nach Wolfs Tode dortselbst dauernde Anstellung als Registrant, wurde 1849 mit seiner Amtsstelle (nunmehriger Titel: Reichshofregistratur) in das StA. übernommen und rückte 1850 (22. Juni) zum Reichshofregistraturdirektions- adjunkten vor. 1859 zwangen ihn Alter und Gicht, um die Pensionierung einzukommen. N. hat mehr als die anderen in der Reichshofregistratur bzw. in der Archivfiliale A vor und nach ihm tätig Gewesenen Anteil an der fachgemäßen Verwahrung, Ordnung und Verzeichnung dieser außer­ordentlich ausgedehnten und wichtigen Bestände. Als er 1823 eintrat, waren die aus Paris heimgekehrten Archivalienmassen nur notdürftig ge­ordnet und in sehr bedauerlichem Zustande. Die Revision war infolge des Ablebens der beiden Registranten Winterheld und Winger noch nicht sehr weit fortgeschritten und die beiden alten Herren N. v. Wolf, der Direktor und Hofsekretär, und Popp, ein vom Hofkammerarchiv ent­lehnter Adjunkt, kamen nur langsam vorwärts. Da sprang N. mit einem wahren Feuereifer in die Bresche. Neben der Führung der Kanzleige­schäfte und der Ausfertigung der Beschlußprotokollextrakte an die Parteien fand er noch immer Zeit zu weitgehenden Ordnungsarbeiten und Re- pertorisierungen, ja man kann sagen, daß die Neuaufstellung der ver­schiedenen Abteilungen des Archivs des Reichshofrates ebenso sein ur­eigenstes Werk ist wie die Anlage zahlreicher erstmalig verfaßter und heute noch allein in Benützung befindlicher Repertorien. Auch die Akten­auslieferungen an die deutschen Bundesstaaten geschahen mit seiner wertvollen Beihilfe, von der auch das von ihm geführte Extraditions­protokoll (1808 bis 1858, AB. 56/1 u. 2; für die bad. Akten AB. 31/4) Zeugnis Inventare dea Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Bd. 4. 7

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