Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Meiller—Mitis. 91 beim Archiv des Min. d. Inn. eingetreten. Doch zogen ihn seine wissen­schaftlichen Interessen, insbesondere die bereits am Institut übernommene eingehende Beschäftigung mit dem älteren österr. Urkundenwesen (Baben­berger Urkundenbuch) begreiflicherweise zu dem mit Urkunden des Hoch­mittelalters reicher dotierten StA. hin, und es erfüllte sich auch bereits im April 1900 der Wunsch, die am Archiv des Min. d. Inn. begonnene Kon­zeptspraxis am StA. fortzusetzen. Mit 29. April 1901 schied M. dann definitiv aus dem Archiv des Min. d. Inn. aus und trat in das StA. über. Die weitere Laufbahn von M. ist folgende: 23. Dez. 1902 Archivkonzipist 2. Kl., 22. Mai 1905 Archivkonzipist 1. Kl., 28. Dez. 1911 Haus-, Hof- und Staatsarchivar, 25. Juni 1914 Titel und Charakter eines Sektionsrates, 31. Okt. 1918 Sektionsrat. Nach dem Zusammenbruche wurde M., der seit 1914 dem Dep. 11 des Min. d. Äuß. (Abteilung für Rechtsschutz im Aus­lande) zugeteilt gewesen war, in den österr. Staatsdienst übernommen, in das Archiv zurückversetzt, am 24. Mai 1919 zum Ministerialrat ernannt und mit 6. Juni 1919 zum Leiter des StA. bestellt. M. ist mit 31. Dez. 1925 in den Ruhestand getreten. M. wurden schon in den ersten Jahren seiner Tätigkeit ausgebreitete Kenntnisse in den geschichtlichen Hilfswissenschaften, Gewandtheit in der Handhabung der speziüsch-archivalischen Techniken und großer Pflicht­eifer nachgerühmt. Seiner besonderen Befähigung dafür entsprechend wurde M. zunächst Siegenfeld (Urkundenabteilung und Adelssachen) und Kratochvil (photographisches Atelier) zugeteilt; später führte er die erste- ren Abteilungen selbständig (vgl. seinen Zettelkatalog zu den Adelsakten und Familiaria mit Notizen aus dem Adelsreferat, AB. 493, und das Ver­zeichnis des Selektes Beydaels, AB. 38/16, sowie sein Verzeichnis der bis­her nicht repertorisierten Urkunden, AB. 517). Besondere Fürsorge wandte M. der Siegelkonservierung zu. Dazu kamen dann 1913 noch die Referate über die österr. Akten, Teile der italien. Abteilungen (Dispacci di Ger­mania, Span. Rat, Napoleon. Archiv, Lombardo-venez. Königreich) und die Archive innerer Behörden (Staatskonferenz, Ministerkonferenz, Reichsrat, jüngerer Staatsrat, Gendarmeriedepartement, Reichstag 1848/49) sowie die Archivaliendepots (vor allem adeliger Familien) des StA. Zum geschicht­lich interessierten Adel Österreichs unterhielt M. überhaupt enge Beziehun­gen. Als Sekretär der Kommission für neuere Geschichte Österreichs und später der Gesellschaft für neuere Geschichte Österreichs hat er insbesondere auf die Veröffentlichung von Inventaren der Privatarchive hingewirkt und auch sonst bei wichtigen Veröffentlichungen Pate gestan­den. So wurde M. auch nach dem Kriege zur Sichtung adeliger Schloß­archive wiederholt als Vertrauensmann herangezogen (Nachlaß Dietrich­stein auf Schloß Waldstein, Auerspergische Archive zu Wien und Karls­lust, Kuefsteinisches Archiv auf Greilenstein bei Horn).1 Schon 1907 war er mit der Begutachtung von Archivalien, die zum Ankauf für die Samm­lungen des Erzherzog-Thronfolgers bestimmt waren, betraut. Der Nach­laß des Kronprinzen Rudolf wurde von M. neu geordnet und erstmalig ver­1 Zugleich hat M. am 4. Bde. der Kuefsteinischen Familiengeschichte mitgearbeitet.

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