Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter
90 Biographien. Die schwächliche Gesundheit (ein nervöses Kopfleiden), das ihn seit 1851 zu jährlichem Badeaufenthalt in Gastein zwang, beirrte ihn in der vollen Entfaltung seiner zweifellos großen Arbeitskraft im Archivdienste sowohl wie in der wissenschaftlichen Tätigkeit, die mit dem StA. eng verbunden ist. Galten doch seine aus Chmels Programm hervorgegangenen vorwiegend editioneilen Arbeiten, unter ihnen vor allem die Babenbergerregesten, die ihm die goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst und die Mitgliedschaft der Akademie eintrugen, und die Salzburger Regesten, deren Widmung der Kaiser mit dem Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens quittierte, sowie die aus der Mitgliedschaft M.s bei der Weistümerkommission der Akademie hervorgegangenen Arbeiten in großen Teilen den im StA. liegenden Urkundenschätzen. Dasselbe gilt von dem ihm durch die historische Kommission bei der Akademie der Wissenschaften übertragenen Codex diplomaticus Austriae inferioris und von den Regesten zur Geschichte der bedeutendsten Adelsgeschlechter Niederösterreichs, die leider beide Stückwerk geblieben sind. M.s archivarische und wissenschaftliche Leistungen fanden vielfache Anerkennung durch die Verleihung ausländischer Ehrenzeichen, der Mitglied- und Ehrenmitgliedschaft gelehrter und landesgeschichtlicher Vereine (s. Wurzbach) und ihren Gipfelpunkt wohl in der Zuerkennung des Ehrendoktorats durch die philosophische Fakultät der Universität Wien (1865). Über all dem darf nicht vergessen werden, daß M. ein ungemein gütiger und hilfsbereiter Mensch war. So schildern ihn die, welche ihn kannten, so erscheint er auch in den Amtsschriften, sei es nun in der Begutachtung von Prüfungsarbeiten oder von Arbeitsleistungen. Als M. nach mehrmonatlicher Krankheit am 30. Juni 1871 starb, verlor das Archiv einen seiner tätigsten und bewährtesten Arbeiter, die es je zuvor besessen. Sein Grab am Währinger Friedhof wurde (1923) von der Stadt Wien als historisch erhaltungswürdig bezeichnet und soll in einen neu zu schaffenden Ehrenhain übertragen werden. M.s wissenschaftliche Arbeiten und wissenschaftlicher Nachlaß sind angeführt in dem ausführlichen Nachruf, den Zahn in den Blättern des Ver. f. Landeskunde v. Niederösterr. 1872, S. 95 bis 115, gehalten hat. Der familiäre Nachlaß (Schriften und Urkunden zur Geschichte der Meilleri- schen Vorfahren und M.s Dokumente von den Schulzeugnissen bis zur Todesanzeige) erliegen als Depot im StA. Biographien (außer Zahn): Wurzbach XIII, S. 278—281; v. Zeißberg, in: Allgemeine deutsche Biographie 21, 218; Almanach der kais. Akademie der Wissenschaften 1872, S. 227—229; C. v. Böhm, in: Wiener Zeitung Nr. 160 vom 9. Juli 1871. Mitis Oskar Freiherr von, geb. am 1. Juni 1874 zu Wien als Sohn des späteren Senatspräsidenten Peter von Mitis, absolvierte hier die philosophischen Hochschulstudien und das Österr. Institut für Geschichtsforschung (ordentl. Mitglied 1895 bis 1897) und nahm dann längeren Studienaufenthalt in Rom (Österr. histor. Institut, 1898/99). Als Sekretär der Kommission für neuere Geschichte Österreichs unternahm er in der Folge mehrere Archivreisen, besonders im Winter 1899/1900 eine Reise nach Dresden. Mit 28. Dez. 1899 ist M. als Archivpraktikant (mit Adjutum)