J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 3. Metternichs geheimer Briefdienst. Postlogen und Postkurse (1935)

Vorbemerkung. In der Vorrede zu meiner als zweite Folge der fünften Gruppe der Inventare österreichischer staatlicher Archive herausgegebenen Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich habe ich auf die Nebenfrucht der dieser Kanzleigeschichte zugrunde liegenden Akten­arbeit, eine Geschichte der Postpolitik des Fürsten Metternich, hingewiesen, der eine Darstellung des Wesens und der Bedeutung des Geheimen Dienstes jener Zeit vorangeschickt ist. Ich habe sie, soweit in der Geschichte der Staats­kanzlei, mit der sie sich an vielen Stellen enge berührt, in Anmerkungen darauf Bezug genommen ist, als Metternichs Kampf um den Auslandbrief gekennzeichnet und lege sie nunmehr, als „Metternichs geheimer Briefdienst. Postlogen und Postkurse“ betitelt, als dritte Folge der obengenannten fünften Inventargruppe der Öffentlichkeit vor. Die Klarstellung der Mittel und Wege, durch die Metternich in die Kenntnis des Briefwechsels auswärtiger Staatsoberhäupter, Staatsmänner und Privater gelangte, ist nicht nur für das allgemeine Verständnis der Metternich­zeit, sondern auch für das der auswärtigen Politik des Staatskanzlers von wesentlicher Bedeutung. Seinen aktenmäßigen Niederschlag hat dieses Ver­fahren in den sogenannten Interzepten gefunden, jenen merkwürdigen, dem Forscher zunächst ganz unerklärlichen Abschriften von Briefen von Personen, die dem normalen Korrespondentenkreise der Staatskanzlei nicht angehörten. Sie sind eine Aktenart für sich und nur bei eingehender Kennt­nis ihrer Entstehung verständlich. Ihr Studium fällt daher in den Bereich der neuen hilfswissenschaftlichen Disziplin der Aktenkunde *) und gehört somit in den Rahmen der Inventare des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, im Sinne des an die Spitze derselben gestellten Arbeitsplanes, nach welchem nicht nur einfache Inhaltsverzeichnisse der im Haus-, Hof- und Staatsarchive ver­wahrten Archivalien, sondern auch zu deren Verständnis Erläuterungen der Geschichte und des Geschäftsganges der betreffenden Behörden veröffentlicht werden sollen. Die Geschichte der Staatskanzlei und die der Postpolitik im Zeitalter des Fürsten Metternich weisen auch genetische Zusammenhänge auf. Immer wieder stieß ich nämlich, wenn ich — als Archivar aus dem Vollen des eigenen Archivs schöpfend — an der Kanzleigeschichte arbeitete und die Reihen der Aktenbündel entlang das Material aufsuchte, auf Aktenstücke geheimdienstlichen oder postpolitischen Charakters, die infolge ihres besonders *) Vgl. H. O. Meisner, Aktenkunde (Berlin 193s) 143. III

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