J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 3. Metternichs geheimer Briefdienst. Postlogen und Postkurse (1935)
I. Die Postlogen - 6. Die österreichischen Postlogen und Postlogisten
Der Postkontrollor Turneretscher, ein hervorragender Fachmann gleich Peter (S. 47), vertiefte in Verona unter Bergers Anleitung seine Kenntnisse. Auch Mosaner, der sich — ähnlich wie Vintschgau — so gut auf Handschriften verstand, daß er selbst die Joseph von Görres5 kannte11), mag ein Schüler Bergers gewesen sein. Eine interessante Doppelstellung hat der Veroneser Postinspektor Jager eingenommen. Der preußische und der bayrische Gesandte in Rom ließen ihm — wohl auf Grund eines heimlichen Einverständnisses zum Zwecke der Umgehung der Postloge — ihre geheimen Berichte unter seiner Adresse zukommen. Jager aber hat sie dennoch eröffnet und durchforscht und so das Nützliche mit dem Guten verbunden12). Treulos gegenüber dem eigenen Staate war der Mantuaner Postinspektor Josef Fornaroli, unter dessen Adresse sich ein lebhafter Bücher- und Briefverkehr verbarg18). 1848 waren in Badia del Polesine Botté, in Padua Josef von Zaremba, in Udine Pallaich und Mosaner und in Vicenza Peretti als Logisten tätig. Den Postlogen von Bregenz und Linz oblag die Durchforschung des Briefverkehres mit Frankreich, der Schweiz und Südwestdeutschland, während sich die Postlogen von Innsbruck und Salzburg zumeist auf die Korrespondenz mit Bayern beschränkten. Die Innsbrucker Postloge wurde 1816/17 gleich der Salzburger Loge definitiv eingerichtet, 1829 aber mit den tüchtigsten Logisten nach Bregenz verlegt, wo eine zahlreiche und wichtige Auslandkorrespondenz ihrer harrte14). Eine kleine Postloge blieb in Innsbruck zurück, in der 1848 Fischer und Fleischer als Logisten arbeiteten. In Salzburg war in den Dreißiger- und Vierzigerjahren der Logist Eduard ITueber tätig, der die Siegel nichtunterzeichneter Briefe auch auf den Inter- zepten anbrachte15). Die Linzer Postloge wurde nach einer ersten Amtsperiode um 1813 (mit den Logisten Oelschuster und Schleicher) erst 1840 wieder errichtet, als ein Teil der Korrespondenz zwischen Norddeutschland und Italien unter Vermeidung Prags den kürzeren Weg über Eger und Bud- weis einzuschlagen begann16); 1848 bestand sie nicht mehr. Die Prager Postloge beherrschte die Korrespondenz mit Sachsen und Preußen, z. T. auch die mit Südwestdeutschland, der Schweiz und Frankreich. An Logisten sind der jüngere Zaremba, Pruckmayer, Brandi, Fischer, Richter, Röggla und Kopetz zu nennen. Neben Prag spielte die Postloge von Peterswalde (Logist Haus) eine untergeordnete Rolle. Wichtiger waren die Post- logen der Badeorte Karlsbad, Teplitz und Marienbad, die jeden Sommer ein internationales Publikum beherbergten. Der Karlsbader Logist hatte, damit er sich unbeengt in diesen Kreisen bewegen konnte, besondere Zulagen, auch Einkünfte an Grund und Boden17). Peter Puz, der dieser noblen Beschäftigung bis 1820 nachging, sprach französisch, italienisch und russisch, leitete in den Befreiungskriegen das Postamt des Feldhoflagers, unterhielt geheime Veru) Interzept 41 VIII 28 Interzepte 55. 12) Interzepte 39 XI 23, 44 III 29 Interzepte 36,63. 13) Hofkammer an Erzh. Rainer 26 VI 3 Finanzarchiv 3166/FM aus 1826; Bericht Cobellis 52 X 5 Gend. dep. 437/1853. ”) Vortrag 28 XI 6 Vorträge 377. 15) Interzept 33 X 3 Interzepte 20. 16) Vortrag 40 X 19 Vorträge 420; E. Castle 1. c. 502. 17) Vortrag 20 II 8 Vorträge 324; A. Fournier, Karl August von Weimar in Karlsbad (Hist. Studien u. Skizzen 3) 44; Bittner und Rauscher, Post in Karlsbad 142 ff. 14