J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 3. Metternichs geheimer Briefdienst. Postlogen und Postkurse (1935)
I. Die Postlogen - 6. Die österreichischen Postlogen und Postlogisten
bindungen mit Frankfurt und fand in der Verleihung des Adels und einer Kabinettsanstellung für seinen Sohn Eduard seinen Lohn. 1848 waren Dewez und Stolz als Logisten in Karlsbad tätig. Der Durchforschung des Briefwechsels mit Preußisch-Schlesien, Polen und Rußland, auch mit Südwestdeutschland, der Schweiz und Frankreich dienten die Postlogen von Brünn, Teschen, Podgorze, Lemberg und Brody. Während des Kongresses war auch dem Troppauer Postamte ein Logist zugeteilt. Von Brünner Logisten sind uns Bottmann, Giuliani, Haus, Kresa und Stuper mit Namen bekannt. Die Teschener Loge wurde schon 1789 eingerichtet1 * * 18), 1827 aufgelöst, bestand aber 1848 (Logist Schalata) wieder. Podgorze, das von Krakau nur durch die Weichselbrücke getrennt war, erhielt 1828 eine Postloge19), die 1847 in das neuerworbene Krakau verlegt wurde, woselbst die Logisten Burda und Maciolek tätig waren. Der Lemberger Postloge (mit Arlet, Maciong und Lesniewicz als Logisten) oblag auch die Überwachung der ungarischen Korrespondenz. In Brody arbeitete 1848 der pensionierte Rittmeister Rátky als Postlogist. Trotz ihrer zentralen Lage ist die Wiener Postloge zu den wichtigsten Auslandbrieflogen zu rechnen. Für manche Auslandpostkurse, so namentlich für die türkische Post, lag die Logenarbeit fast ganz bei den Wiener Ämtern. Ihr Umfang läßt sich aus dem Briefumsatze — etwa 1000 eingeschriebene Briefe täglich schon 1817 — ermessen. Am Ende der Metternichzeit belief sich die Tagesleistung auf 80—100 Briefe. Neben der Geheimen Ziffernkanzlei war das Wiener Obersthofpostamt, dem 1848 Anton Turneretscher, Giuliani, Haraschin, Schöbl, Voinovich, Friderich und Neumann als Logisten angehörten, „das zweite Haupttriebrad“ des Geheimen Dienstes, „der Blutskasten des Staates“. Es litt jedoch an organischen Mängeln, die das Ausheben der zur Durchforschung bestimmten Briefe behinderten. Inmitten von zahlreichen, überaus schlecht oder gar nicht bezahlten, daher nicht ganz verläßlichen, auch neugierigen Postbeamten, die — bis zu 50 in einem Zimmer — in den engen Räumen des Postamtsgebäudes in der Wollzeile20) in einer dumpfen, „emphytischen“ Atmosphäre von 7 Uhr früh bis 10 Uhr abends hin und herliefen21), war die Auswahl jener Briefe ein kaum zu verbergendes Geschäft. Alles drängte sich im „Auswurfzimmer“ um die zur leichteren Sortierung auf dem Fußboden ausgelegten Briefladen — in eben dem Raum, in dem die geheime Briefauswahl vor sich gehen mußte. An ein Ausspähen der Empfänger von Briefen mit Deckadressen war nicht zu denken. Nicht viel besser war es um die Übersendung der ausgewählten Briefe an die Geheime Ziffernkanzlei in der Stallburg bestellt; weder der Nebenausgang noch die geheime Stiege noch auch die verdeckten Körbe, die hiezu dienen sollten, entgingen der Aufmerksamkeit der Postbeamten und des Publikums22). Erst 1818 ging man daran, die geheime Briefauswahl aus dem ebenerdigen feuchten „Auswurfzimmer“ in ein besser gelegenes und gesichertes Amtslokal zu verlegen. 1S) Dollinger an Mett. 11 XII 18 Notenwechsel ad Hofkammer 143 b. 19) Vortrag 27 VI 14 Vorträge 369. 20) J. Bart 1, Entwicklungsgesch. d. Postwesens 32. 21) Bericht Giulianis 17 II 25 Notenwechsel ad Hofkammer 143 b. 22) Vortrag (Anm. 5 S. 8). 15