J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 3. Metternichs geheimer Briefdienst. Postlogen und Postkurse (1935)

I. Die Postlogen - 5. Reichslogen und Reichslogisten

mais Thum und Taxisscher Beamter, in geheimen österreichischen Postdiensten. Seit den Dreißigerjahren galt Frankfurt so sehr als Brennpunkt österreichi­scher Interessen, daß ihm die Nachbarn ihre Briefe nach Möglichkeit zu ent­ziehen trachteten. Zur Zeit der Auflösung des alten Reiches arbeiteten in Frankfurt sechs Logisten, Herrfeld sen., Bauer, Daniel, Faber, Burger und Krapp; ein siebenter, Chandel, befand sich damals schon im Ruhestande. Schlimmer als um die Frankfurter Loge war es infolge des Überganges von Nürnberg, Augsburg und Regensburg an Bayern mit den Reichslogen dieser Städte und deren Logisten bestellt. Als Bayern durch den Verrat des Nürnberger Logendirektors Plank von der Existenz derselben Kenntnis er­hielt, übernahm es zwar im stillen diese Institution, ging aber zugleich aufs schärfste gegen die alten Logisten vor, die entlassen wurden und — mit Aus­nahme Planks und des gleich ihm in bayrische Dienste getretenen Logisten Vorhölzer — von Österreich weiter besoldet werden mußten. Es waren dies Heller und Oehl von Nürnberg, zwei Freiherrn von Haysdorf, Clarmann, Gumbert und Lopetz von Augsburg und Schmidt, Docker, Herrfeld jun. und Klein von Regensburg. Noch um 1840 sollen 4000 fl. jährlich an Frankfurter Remunerationen ausbezahlt worden sein 5 6). Die Verpachtung des Postregals der tirolisch-vorderösterreichischen und der belgischen Herrsdiaftsgebiete hatte nicht nur in der Entlegenheit der­selben, sondern auch darin ihren Grund, daß Österreich an der Überwachung des Briefverkehrs dieser Gegenden besonders interessiert war8). Denn die Thurn und Taxissche Reichspostverwaltung verstand sich ebensogut auf die Leitung des Postwesens wie auf den Geheimen Dienst der Reichslogen7). Dieser letztere Zweig ihrer Tätigkeit hat sie nach dem Preßburger Frieden von i8oj in einen heftigen Konflikt mit Bayern gebracht, der zum dauernden Verlust der kaum gewonnenen bayrischen Postadministration führte8). Denn eben damals hatte Bayern zuerst in Tirol, dann durch weitere Nachforschun­gen in Nürnberg und Augsburg, woselbst neben den russischen, preußischen und sächsischen Depeschen auch die bayrischen interzipiert worden waren, und schließlich durch den Verrat Planks von den Thurn und Taxisschen Reichslogen Kenntnis erhalten. Der Direktor derselben, Alexander Freiherr von Vrints-Berberich, bekam nächst den auf der Stelle entlassenen Logisten den Unmut des Königs von Bayern am meisten zu fühlen. Fürst Karl Alexan­der von Thurn und Taxis erschöpfte sich in fruchtlosen Gegenvorstellungen. Nur Österreich gegenüber zog es der bayrisdie Staatsminister Montgelas vor, die Sache „tief verschleiert zu halten“9). Unter dem Eindrücke dieses peinlichen und verlustreichen Zwischenfalles schien die Thurn und Taxissche Reichspostverwaltung zunächst nicht abge­neigt, sich von den Angelegenheiten des Geheimen Dienstes fürderhin fern­5) Vortrag Stadions 08 IV 1 Vorträge 264; Dr. Wolf an Mett, aus Augsburg 08 XI 13 1. c. 276 (bei 10 XI 8); Dr. Wolf an Mett. (Anm. 7 S. 5); Bericht Cobellis 52 X 5 Gend. dep. 437 aus 1853; R. F r e y t a g, Verz. d. kaiserl. Reidispostbeamten 1797 (Arch. f. Post- gesch. in Bayern 10/1). 6) Bemerkungen Löschners 16 IV 14 Neapel 34. 7) B. Crole 1. c. 427 ff.; G. Görs, Thurn und Taxissdhes Postwesen 30 f. 8) J. Brunner, Postwesen in Bayern 120 ff.; A. Heut, Übern, d. Taxisschen Reichsposten in Bayern durch d. Staat; H. Hartmann, Über Schwarze Kabinette u. ihren Zusammenhang m. d. tax. Post in Bayern (Arch. f. Postgesch. in Bayern 1926). 9) Vortrag (Anm. 4 S. 10).

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