J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 2. Die inländische Abteilung

Range stand Eberhard von P e r i n Brenner voran, ein Belgier, der seine Dienstleistung 1788 in Luxemburg begonnen hatte und auf einem weiten Umwege über das Wiener Freikorps von 1796, das Mühlviertler Kreisamt, den Briinner Fiskus, über Venedig und das Kriegskommissariat der italieni­schen Armee 1806 als Hof Sekretär in die Staatskanzlei eingetreten war. 1809 stand er als Intendant in der Armee Erzherzog Johanns und später im Hofkommissariate des Grafen Wrbna in Wien1B1). Nun teilte ihn Metternich der vierten Sektion der Staatskanzlei zu, in der er noch 1810 zum Staatskanzleirat vorrückte1B2). In den Befreiungskriegen war Perin dem Armeeminister Baldacci und der Pariser Administrationskommission zugeteilt163) und wurde nach seiner Rückkehr im Mai 1816 zum Hofrat der inländischen Abteilung befördert1B4). Sein Arbeitsgebiet waren staats­rechtliche und juridische Fragen, der Verkehr mit der Kurie in allen geist­lichen Angelegenheiten, die Liquidierung des Mailänder Monte Na­póleoné 1BB) und alle sonstigen Frankreich, die Niederlande und Italien betreffenden Kurrent- und Personalangelegenheiten, die Liquidierung des Nachlasses des Herzogs von Reichstadt u. a. m.158). Im besonderen hat sich Perin um die Neuorganisation der Diözesen von Istrien, Dalmatien und Salzburg, um die Wahrung der österreichischen Interessen auf den Kon­klaven von 1823, 1829 und 1830/31 und um die schier endlose Liquidie­rung des Monte Napoleone verdient gemacht, die er wie kein zweiter beherrschte157). Ein Augenleiden drängte ihn 1838 in den Ruhestand, ohne daß er jedoch — in den Freiherrnstand erhoben — während der letzten zehn Lebensjahre seinem Referate ganz entfremdet worden wäre. Der dritte der Hof Sekretäre von 1809 und zugleich der älteste von ihnen, Franz von R a i d t, der 1776 im Dienste des Bischofs von Karlstadt be­gonnen hatte, 1779 der österreichischen Gesandtschaft in Neapel zugeteilt und schon nach wenigen Jahren in die Staatskanzlei eingetreten war 1B8), hat sich in der vierten Sektion, der ihn Metternich im November 1809 zuwies, kaum mehr nennenswert betätigen können, da er schon 1810 er­krankt und 1811 gestorben ist. Der nächste, noch 1810 ernannte Hof Sekretär war der Freiherr Franz von Bretfeld 1B0), der Sproß eines alten böhmischen Geschlechtes, das damals auch den Stuhl des Prager Erzbistums einnahm. Er hatte seit 1797 bei verschiedenen böhmischen Kreisämtern, beim Gubernium in Prag, bei der böhmischen Hofkanzlei in Wien, endlich beim Staatsrat gedient, 1808 in Prag das Doktorat der Philosophie erworben und sich während des Franzoseneinfalles von 1809 im Präsidialbüro der zurückbleibenden öster­reichischen Hofkommission mancherlei Verdienste erworben, mit denen er in seinem „unerträglichen, grundlosen Eigendünkel“ über Gebühr Staat lsl) 12 XI Personalia 24. 152) 09 XI 13 Organisierung Interiora 1; 10 XII 25 Vorträge 276. 1K>) F. Krön es 1. c. 321, 349. ,M) 16 V 19 Vorträge 298. '“) J. Hauer, Beiträge zur Gesch. d. österr. Finanzen 150 ff. 15®) 16 VIII 27 Organisierung Interiora 2; 22 IV 16 Geschäftsverteilung Interiora 2; 32 X 13 Weisung nach Parma Familienakten 137. 1<w) 38 V 17 Gesuch F 4 Personalia 169. 16S) 09 XI 28 Gesuch Personalia 17. tM) C. Wurzbach 1. c. z, 137; G. G u g i t z, Schönholz’ Traditionen 2, 138 f.

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