J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter

Subventionen, die Metternich — 5000 fl. jährlich — den unter seiner un­mittelbaren, jedoch unbemerkten Oberleitung stehenden Wiener Jahr­büchern der Literatur zukommen ließ B4S). Aus demselben Fonds stammten die Unterstützungen, die dem bekannten Schriftsteller Saphir, der mit den ungarischen Kreisen des In- und Auslandes in geheimer Verbindung stand, sowie dem Abenteurer Kolbielsky und dem französischen Konfidenten Tessiéres Boisbertrand für ihre geheimen Ausarbeitungen zuteil wurden 844). Und als der Literat Groß-Hoffinger „durch die Einschlagung einer besseren Tendenz in seinen Schriften“ Verluste erlitt, wurden sie ihm aus den ge­heimen Geldern der Staatskanzlei vergütet. Sie bestritten Adam Müllers und Hülsemanns Aushilfen, Ficquelmonts geheime Personalzulage — 22.000 fl. jährlich —, Hurters Gehalt, Hübners Zuschuß und die den Lite­raten Sebastian Brunner, Chownitz und Szarvasy gewährten Honorare 543 * 545). Auch geheime Spionage- und Propagandaauslagen flössen gleich den toskani­schen Postlogengeldern aus dieser Quelle 546). Die Prüfung der Quartals­abrechnungen behielt sich der Kaiser unmittelbar vor. Neben diesen Sonderabrechnungen waren dem Kaiser auch die allge­meinen Gebarungsausweise der Staatskanzleikasse — erst halbjährig, von 1827 an ganzjährig — vorzulegen 547). Diese Ausweise hatten den gesamten Gelddienst rubrikenweise nach Bedarf und Verbrauch darzustellen, eine Gliederung, die vom selben Zeitpunkte an auch für die Dotationsvoran­schläge gefordert wurde 548 549). Aber während der Kaiser die Abrechnungen über die geheimen Gelder für sich behielt, bediente er sich bei der Beur­teilung der Gebarungsausweise des Ratschlages des Hofkammerpräsidenten und im besonderen des Staats- und Konferenzministers Grafen Kolowrat und schuf damit diesem eine willkommene Gelegenheit zu unablässigen Angriffen auf seinen verhaßten Rivalen. Erst nach zwei Jahren hat sich Metternich — nach zahlreichen, zuletzt in Drohungen ausklingenden Betrei­bungen — zur Vorlage der ersten Gebarungsausweise verstanden B49). Zwar ließen diese — wie Metternich, der sich selbst an ihrer Ausarbeitung be­teiligte, hervorhob — nichts an Genauigkeit, an Übersichtlichkeit aber alles zu wünschen übrig. Hortig hatte nach seiner Gepflogenheit die Rubriken vermengt und sich mit Scheinziffern begnügt. Nun mußte er gehen. Kolowrat aber und mit ihm der Hofkammerpräsident Graf Nádasdy froh­lockten über Metternichs „Geständnis“ und zerpflückten seinen Ausweis bis zu den französischen Seidenstoffen herab, mit denen dieser den Repräsen­tationssaal der Staatskanzlei hatte bespannen lassen. Auch die nächsten Gebarungsausweise veranlaßten Kolowrat zu zahlreichen Ausstellungen, zu denen ihn nicht zuletzt das Rothschilddarlehen bewog, das Metternich hinter seinem Rücken aufgenommen hatte 85°). Erst allmählich hat er Metternich 543) Aus Mett.s nachgelassenen Papieren 3, 93 f.; H. v. S r b i k 1. c. 1, 509. 644) 32 I ii, 33 I 20 Vorträge 395, 401; 34 XII 22 Note an Hofkammer Interiora 72. 646) 1846 geheime Auslagen Interiora 72. 546) J. K. Mayr 1. c. 647) 17 XI 3 Notiz Wallis’ Kabinettszahl 886/1817; 27 IX 14 Billett an Mett. Kabinettsarchiv, Separatbillettenprotokoll 1510/1827. 648) 27 IX 14 wie oben. 549) 30 V 20 Vorträge 386. 56°) 32 V 8 Vorträge 397 (Minister Kolowratsakten 1517/1832); V. Bibi 1. c. 1, 333 ff­94

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