J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter

waren Hügels „erprobte Gesinnungen, ausgebreitete Kenntnisse und höhere Geschäftsansiditen“, die, wie Metternich in seinem Vortrage angab447), für Hügels Ernennung sprachen. Als aber Lebzeltern in dem für Hügel be­stimmten Dekrete auch dessen „ausgebreitete Kenntnisse, namentlich im historischen Fach“ rühmend hervorhob, da konnte Metternich doch nicht umhin, die letzten vier Worte dieses Lobspruches wieder auszutilgen. Hügel selbst hat in einer seine Ernennung betreffenden Notiz 44S) eine Eingabe über die Belebung und die Benützung der Archive und die Zustimmung des Erzherzogs Ludwig für sich ins Treffen geführt. Und so hat er, wie er selbst weiter angibt, von sämtlichen Archivbeamten in seiner Wohnung feierlich begrüßt und tags darauf — ein ganz ungewöhnlicher Fall —- von Metternich persönlich vorgestellt und eingeführt, am 12. Jänner 1846 das Staatsarchiv „in Besitz genommen“. Aufwartung und Einführung waren von Ansprachen Hügels begleitet, in denen er seine Ansichten über die österreichische Geschichte und die des Staatsarchivs im besonderen entwickelte und dessen Bestimmung in staatlicher und historischer Hinsicht darlegte. Das mag den altgedienten Archivaren — Chmel vor allen — aus dem Munde eines Neulings sonderbar genug geklungen haben. Der Orientalist Moritz Wagner hat Hügel als geistig dürr, arm an gesunden Gedanken und voll von gehaltlosen, die Leere des Gehirns und die mangelnde Gedanken­tiefe „verblümelnden“ Scheinideen bezeichnet 449). Sebastian Brunner hat ihm den nobelsten Charakter nachgerühmt, den man sich denken könne, doch aber auch hinzugefügt, daß ihn andere als Metternichs Spion verdäch­tigten 45°). Schriftstellerisch war Hügel nicht ganz unfruchtbar. So hat er 1821 eine Schrift über Spanien und die Revolution und 1847 zur Verteidi­gung des österreichischen Systems eine Abhandlung über Gedanken-, Sprech- und Preßfreiheit veröffentlicht451). An der Spitze des Staatsarchivs aber war er, wie die Geschichte desselben lehrt, keineswegs am Platze. Von den Archivaren der Metternichzeit ist Franz G a ß 1 e r schon 1811 gestorben. Die Mühseligkeiten, die er bei der Bergung der veneziani­schen Archive und während der beiden Flüchtungen von i8oj und 1809 zu erleiden hatte, mögen seine Gesundheit untergraben und seinen Tod beschleunigt haben. 1812 ist auch Adam E m m e r t gestorben, der 1806 im Zusammenhänge mit der Überführung der erzstiftlichen Archive von Salz­burg nach Wien in österreichische Dienste getreten war. Auch Josef K n e c h 1 1 hatte von 1797 an als Akzessist, Archivar, Rat, Registrator und Staatsratssekretär in Salzburg gedient, ehe er mit Emmert ins Staatsarchiv kam 452). 1809 mußte er mit diesem nach Südungarn flüchten. Schon damals hat ihn Swieteczky als einen sehr eifrigen und tätigen Beamten bezeichnet. Er wurde „die Seele des Archivs“, das erst unter ihm und durch ihn in Ordnung gebracht wurde 4BS). Schon hatte es Knechtl über elf Jahre lang geleitet, als ihm endlich — im März 1834 — die wirkliche Direktion samt 147) 45 XII 14 Vorträge 444. 44S) 45 I Notizen Hügels Kabinettszahl A/i/1846. 44i>) M. Wagner, Reise nach Persien 1, 23; H. v. S r b i k 1. c. 1, 2 66. 45°) S. Brunner, Woher 2, 97 ff. 451) O. Rommel 1. c. 153; H. v. Srbik 1. c. 2, 225. 462) Biographie Personalia 24. 4S3) 27 VII 22 Vorträge 369; 38 III 30 Bericht Reinharts F 4 Personalia né. 79

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