J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter

1779 — traten. Das Jahresbudget wurde um tausend Gulden — von 9600 fl. auf 10.700 fl. — erhöht 435). Diese, wenn auch geringfügige Statusverbesse­rung löste zugleich den Bann, der seit fast einem Menschenalter auf dem Staatsarchive lastete. Noch 1827 hatte Kaiser Franz, angeeifert durch Kolo- wrats beißende Kritik, alle vorgeschlagenen Gehaltsvermehrungen — die ersten seit mehr als zehn Jahren — gestrichen und der Archivoffizial Delitsch war 1833 mit denselben 800 fl. jährlich gestorben, die er seit i8ri bezogen hatte. Nun aber wurde der Archivar wieder als ein nur selten aufzutreibender Beamter von ungewöhnlichen Kenntnissen gewertet, der einer speziellen Befähigung in Wissenschaft und Praxis, vor allem aber einer besonderen Diensterfahrung bedurfte 436). Auch stellte Metternich dem Archivpersonal das günstigste Zeugnis aus und wollte nur noch akademisch gebildete und besonders geprüfte Dienstanwärter zulassen. Meiller und Fiedler waren die ersten, die diese Prüfung abzulegen hatten. Von 1845 an aber machte sich wieder ein deutlicher Rückschritt geltend. Lebzeltern stellte die Ordnungsarbeiten jeder wissenschaftlichen Tätigkeit voran — der Archivar hatte für den Dienst seiner eigenen Werke zu vergessen 437) — und Metternich führte dem Archive mit dem Direktor Baron Flügel auch noch andere Außenseiter zu, die ihre Aufnahme persönlichen mehr als sach­lichen Beweggründen zu verdanken hatten. Ihnen allen standen nur zwei heizbare Räume zur Verfügung. In dem einen saßen — an acht Tischen — die Archivbeamten und — an zwei Tischen — die Archivbenützer, etwa 3—4 am Tage, das andere Zimmer war für den Direktor und für Archiv­benützer von Rang — so 1827/28 für Hammer, Bucholtz und Ranke — bestimmt 438). b) Die Beamten. Der erste Archivdirektor im Zeitalter des Fürsten Metternich war — seit April 1808 — der Freiherr Josef von Hormayr 439), der 1797 bei der Justizabteilung des Innsbrucker Magistrats eingetreten und 1802 Hofkonzipist der Staatskanzlei geworden war. Die Archivdirektion ist ihm zunächst nur nebenamtlich und erst im September 1809 unter gleichzeitiger Beförderung zum Hofrate hauptämtlich verliehen worden. Inzwischen hatte er als Intendant an der Tiroler Erhebung des Jahres 1809 teilgenommen. Durch Zufall nur ist er im November 1809 bei seiner Rück­kehr nach Wien der Verhaftung durch die Franzosen entgangen. Als Land­sturmmajor hatte er auch 1800 seinen Mann gestellt, während er sich in der Staatskanzlei mit den Reichsangelegenheiten, den Haus- und Familien­sachen, mit kirchenrechtlichen und sonstigen historischen Fragen zu beschäf­tigen hatte. Seiner Verdienste als Archivdirektor ist schon oben gedacht worden. Ebenso seiner ohne Amtsübergabe vorgenommenen Verhaftung vom März 1813 und der Folgen, die diese für das Staatsarchiv mit sich 436) 27 VII 22, 40 VII 17 Vorträge 369, 429. ,3°) 42 VIII 18 Mett, an Ottenfels Interiora 89. 4'17) 45 VI 18 Lebzeltern an Mett. F 4 Personalia 108 (Kaltenböck). *38) 36 X 26 Bericht Knechtls F 4 Personalia 159 (Nowotny); 43 III 11 Bericht Rein­harts F 4 Personalia 259 (Wocher); L. Ranke 1. c. 182. ,3°) C. Wurzbach 1. c. 9, 275; Alig. Deutsche Biogr. 13, 131; F. Krön es, Aus Österreichs Tagen 173 ff.; H. v. S r b i k 1. c. 1, 501 ff.; A. Robert 1. c. 77

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