J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter

Archive 1829 eine erste Folge dieser alten Registratursakten zugeführt hat. Nach ihm — von 1828 bis 1835 — hat der Offizial Josef Obermayer ein Bestandverzeichnis aufgenommen 423). Erst zu Beginn der Vierzigerjahre haben der Hofrat Wilhelm Baron P f 1 ü g 1, der sich 1837 mit dem Plane einer großen Sammlung der österreichischen Staatsverträge getragen 424) und mehrfach Gutachten — über das österreichische Seegesetzbuch, über Österreichs geheimen Allianzvertrag mit Frankreich von 1757/58 u. a. — geliefert hat, und der zuletzt in der Moldau tätig gewesene Konsularagent Johann Lippa das Werk der Neuordnung der alten Registratur in Angriff genommen. Pflügl ist dabei mehr seinen Sonderinteressen nachgegangen. Lippa aber hat sogleich große Organisationspläne entwickelt, die auf eine mit 1740 beginnende Aktengliederung in Aulica, Interiora, Exteriora, öffentliche Staatsakten und Staatskanzleisachen hinausliefen. Bis 1819 ein­schließlich unterschied er die auswärtigen Korrespondenzen in Berichte, Weisungen, Instruktionen, Noten, Hofkorrespondenz und Varia (politica, interiora und particularia), von 1820 an faßte er die ersten vier Gruppen nach Staaten und Jahrgängen zusammen. Die älteren Akten (bis 1739 herauf) hatte er für das Hausarchiv auszuscheiden und die in chaotischen Massen — von den Chefs einzelner Kanzleien, von Gesandtschaften und Diplomaten, von den politischen und administrativen Registraturen — auf­gehäuften Korrespondenzen zu sichten und zu verzeichnen 425). Noch sind verschiedene Aktenverzeichnisse von Lippas Hand, die von seiner Tätigkeit Zeugnis ablegen, vorhanden. Zu wiederholten Malen hat ihn Metternich zum Archivar der alten Registratur, die damals als das „eigentliche Archiv“ der Staatskanzlei galt, vorgeschlagen, aber stets erfolglos. Und so ist Lippa zu Anfang 1848 gestorben, ohne daß er seine Bemühungen belohnt und sein Werk vollendet gesehen hätte. Später hat es Arneth als „einen wahren Vernichtungskrieg“ bezeichnet. C. Das Archiv 42e). a) Das Amt. Die Bestrebungen, die alte Registratur der Staatskanzlei zum „eigent­lichen Archiv“ derselben zu machen und mit einem Archivar zu versehen, waren gegen das Geheime Staats-, Hof- und Haus-Archiv — von 1829 an Geheimes Haus-, Hof- und Staatsarchiv genannt — gerichtet, das sich, wiewohl unter Metternichs unmittelbarer Oberleitung, nicht im Staats­kanzleigebäude selbst, sondern im Reichskanzleitrakt der Hofburg befand. Seit 1819 verfügte es außerdem über eine, den wertvollsten Teil des alten deutschen Reichsarchivs umfassende Filiale, erst im sogenannten Welschen Haus nächst der Minoritenkirche, dann — von 1845 an — im Hause des Feldvikariates in der Teinfaltstraße. Andere Reichskanzleiarchivalien lager­423) Archivbehelf 166 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 424) 37 II ii Gesuch Pflügls F 4 Personalia 170. 426) 43 IV 29 Vortrag Interiora 3; (1845) Bericht Lippas Interiora 36. 425) Vgl. hiezu die von L. Bittner (Geschichte des Staatsarchivs) und F. Hüter (Lebensskizzen der Archivbeamten) gearbeiteten Abschnitte des in Vorbereitung befindlichen großen Archivführers. Eine von L. Groß zusammengestellte Übersicht der Archivbeständc in der Archiv. Zeitschrift 33. Ähnliche Zusammenstellungen von L. Groß, J. Szekfü und J. Miskolczy in Levéltári Közlemények 1923, 1924, 1926 und 1927. 74

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