J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)
III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter
konferenzen des Jahres 1820 benötigt wurden, nun gleichfalls in die alte Registratur, deren Unordnung dadurch noch weiter gesteigert wurde 417). Als wenige Jahre später auch der letzte der mit der Neuordnung der alten Registratur betrauten Archivare starb, blieb diese in einem chaotischen Zustande zurück, dem selbst der Hofrat Baron Pflügl und der Agent Lippa, so sehr sie sich auch während der Vierzigerjahre um die Erschließung der alten Registratur bemühten, nicht haben beikommen können. Erst im Haus-, Hof- und Staatsarchive sind diese Bestände, nachdem sie ihm — zum größten Teile erst 18jr — übergeben worden waren, allmählich in Ordnung gebracht worden. Der obengenannte Rat Franz von Blumendorf, seit 1764 im Außendienste und seit 1793 in der Staatskanzlei tätig, war noch 1809 mit der Ordnung der alten Registratur betraut worden. Infolge seines hohen Alters jedoch — er ist 1826 mehr als neunzig Jahre alt gestorben —, vielleicht auch angesichts seiner anderweitigen, dem Börsenspiele mehr als seinen archivalischen Arbeiten zugewandten Interessen hat er die Ordnung der alten Registratur in keiner Weise zu fördern vermocht 418). Von den drei ihm unterstellten Archivaren war der Hofsekretär Johann Hypschle, in Staatskanzlei(später auch in Staatsarchivs-)diensten seit 1779, den alten Registraturbeständen der Staatskanzlei im besonderen zugeteilt, ein „selten nüchterner“ Mann, dessen Karriere der boshafte Hormayr dem Prozesse und der Hinrichtung des „bayrischen Hiasels“ zuschrieb 419). Er starb schon 1815. Zeitweilig war ihm der Hofsekretär Lebzeltern beigegeben gewesen 42°). Auch der alte Registrator Franz Anton Kesaer war zur Mithilfe bestimmt. Der niederländische Archivar Josef von Leenheer, seit 1779 in belgischen Diensten und seit 1801 mit der Ordnung des Archivs der belgischen Hofkanzlei betraut, war samt diesefn in den Verband der Staatskanzlei getreten. Der Dienst am Ordensarchiv vom Goldenen Vließ, das ehemals einen Teil des niederländischen Archivs ausmachte, hatte ihm viele Kenntnisse auf dem Gebiete der Heraldik, der Genealogie und der übrigen Hilfswissenschaften eingetragen, die er allerdings in der alten Registratur — er starb im selben Jahre wie Hypschle — nur noch kurze Zeit hat verwerten können 421). Im nächsten Jahre ist auch Wenzel von Z a n e 11 i, ein schlag- flüssiger Greis von achtzig Jahren, gestorben. Er hatte 1768 beim italienischen Departement der Staatskanzlei zu dienen begonnen und war 1809 mit den Archiven der italienischen Hofkanzlei und der dalmatinisch-albane- sischen Hofstelle als letzter Rest vergangener Herrlichkeit übriggeblieben und mit seinen Archivalien als Archivar der Staatskanzlei in die alte Registratur derselben übernommen worden 422). 1816 sind — unbekannt, auf wie lange — der Legationsrat Lefevre und der Legationssekretär Springer der alten Registratur zugeteilt worden. In den Zwanzigerjahren ist der Hausarchivar R e i n h a r t zur Aushilfe herangezogen worden, der seinem U7) 24 X 22 Mett, an Kabinett Vorträge 353; 2j IV 28 Vorträge 356. tls) 15 VII 12 Hoppé an Mett. Interiora 81. ***) J. Hormayr, Kaiser Franz und Mett. 23. ,20) ii XII 9 Bericht Lebzelterns Interiora 36. ' ,21) ii IV 23 Vorträge 278; 12 XI Biographie Personalia 24. 42s) 16 VII nach 21 Biographie Personalia 23; J. K. Mayr, Zur Gesch. d. ital. Hofkanzlei (Mitt. d. österr. Instit. f. Gesch. Ergzbd. 11) 662 ff. 73