J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 2. Die inländische Abteilung

sohn in einer vierspännigen Hofkalesche nach Prag abreisen, als ihn der Staatskanzler im Dezember 1836 mit vollem Gehalt und dem Hofrats- titel in den Ruhestand versetzen ließ 168). Damit ging das sphragistisch- heraldisdhe Referat auf die Hofkanzlei über. Im August 1824 ist Valentin von Huszár, ein stolzer Ungar und gefürchtet ob seiner Heftigkeit, zum Hofsekretär der inländischen Abteilung ernannt worden169). Er diente seit 1807 als Dolmetscher bei der Internuntiatur und nahm seit 1816 an der Ausarbeitung des großen türkischen Manual d’Interpréte von Thomas von Chabert teil. Schon 1821 war er längere Zeit in der Staats­kanzlei tätig. 1823 begleitete er Metternich zur Czernowitzer Zusammen­kunft und wurde im nächsten Jahre als zweiter Orientalist der Staats­kanzlei — neben Josef Hammer — angestellt170). Aber schon 1827 ging Huszár als Staatskanzleirat aufs neue nach Konstantinopel ab 171), wo er „in der schwierigsten Epoche“ des russisch-türkischen Krieges Dolmetscher­dienste leistete. Der bosnische Grenzkrieg von 1830 führte Huszár als gewiegten Türkenkenner an die Seite des Kommandanten der Militär­grenze nach Agram. In der Staatskanzlei bearbeitete er 1835 neben Ham­mer die orientalischen Angelegenheiten, die französischen und italienischen Antwortschreiben und — an Perins Statt — die schwierige Materie des Monte Napoleone und der damit zusammenhängenden Zwistigkeiten mit Rom. Daneben war er auch in der Geheimen Ziffernkanzlei in der türki­sdien Abteilung tätig 172 * *). Von Baron Bretfeld übernahm Huszár 1836 das Referat über Adel, Titel und Orden, Akademien und gelehrte Gesell­schaften und von Josef Hammer drei Jahre später das Amt des Hof­dolmetsches17S). Im Mai 1838 zum Hof rat der Staatskanzlei ernannt, hat ihr Huszár noch mehr als zehn Jahre lang Dienste geleistet. d) Die Hofkonzipisten. Über Expedit und Registratur ist Heinrich Casaqui im Mai 1816 zum Hofkonzipisten und im August 1824 zum Hof Sekretär der inländi­schen Abteilung aufgerückt, in der er in Untertanen- und Parteisachen mit Rußland, Frankreich, Italien, Spanien, England, Belgien und den Niederlanden korrespondierte und im März 1837 zum Staatskanzleirat be­fördert wurde. Im Feber 1845 ist Casaqui fast achtzigjährig in den Ruhe­stand getreten. Zugleich mit Casaqui ist der Legationssekretär Josef Springer, der 1800 bei der österreichischen Gesandtschaft in Regens­burg begonnen und 1815 bei der Staatskanzlei Verwendung gefunden hatte, zum Hofkonzipisten der inländischen Abteilung bestellt und noch im selben Jahre Steigenteschs St. Petersburger Mission beigegeben worden. In der Staatskanzlei bearbeitete er — seit August 1824 als Hofsekretär und vom März 1837 bis zu seinem Tode im August 1842 als Staatskanzlei­168) 36 III 17 ärztliches Parere Personalia 2; 36 XII 17 Dekret F 4 Personalia 23. l89) C. Wurzbach 1. c. 9, 448. 17°) 24 VIII 26 Dekret Personalia 3 (Casaqui). 171) 27 IV 8 Dekret Personalia 8. 172) 36 VII 7 Vorträge 416; 40 VI 14 Interzepte 49. l7S) 35 IX 4 Verteilung der Agenden Interiora 2; 39 XI 20 Dekret F 4 Personalia iox; 46 IV 23 Geschäftsordnung Interiora 3. 3* 35

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