J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 2. Die inländische Abteilung

gerichtet, den Notenwechsel mit den Hof- und Länderstellen, die Agenden der kaiserlichen Haus- und der Theresienordenskanzlei, für Zeremoniell und Etikette, für geistliche Angelegenheiten, Streitfälle, die Kassenaufsicht und das oeconomicum der Staatskanzlei120). Schon nach wenigen Jahren sind die Sektionen des Auswärtigen auf zwei vermindert und im Zuge der Neuorganisation des Jahres 1816 die zweite auswärtige Sektion mit der inländischen zusammengelegt worden, wodurch diese in allen administra­tiven Belangen auf das Feld der auswärtigen Geschäfte Übergriff. Damit waren die geheimen und hochpolitischen Agenden der „Staatskanzlei“ im engeren Sinne von den auswärtigen Kurrent- und Privatangelegenheiten und diese wieder von den internen Geschäften der „Hauskanzlei“ des Souveräns und seiner Familie und der „Hofkanzlei“ für die Korrespondenz mit den Hof- und Länderstellen unterschieden. Dem entsprechend wurde der Agendenkreis der inländischen Abteilung auf Staatsurkunden, Voll­machten und Ratifikationen, auf Legalisierungen, Zertifikate, Pässe, Ge­heimratsdekrete und -eide, auf das Kommerzwesen, auf Bittschriften und Bescheide, auf die Evidenz der Staatsgrenzen und Geldforderungen sowie auf die Agenden der Akademie der bildenden Künste erstreckt121). Dieser Geschäftsgliederung entsprach eine allmählich fortschreitende Teilung in Referate, deren es zu Anfang der Dreißigerjahre schon sechs gab. Der Zusammenfassung so vielfältiger Geschäftszweige dienten die vom Staats- und Konferenzrat geleiteten wöchentlich dreimaligen Kommissions­sitzungen über grundsätzliche Fragen. Ein Greffier versah die von der Kommission genehmigten Konzepte mit der Klausel „vorgetragen in der Sitzung vom . . .“, merkte die Beschlüsse vor und führte die Pro­tokolle122). Nach Hudelists Tod (21. Oktober 1818) wurden die Kom­missionssitzungen täglich abgehalten. Sein Nachfolger Baron Stürmer er­hielt für wichtige und geheime Gegenstände ein Präsidialbüro, das über ein geheimes Protokoll, einen Konzipisten und einen vertrauten Mun­danten verfügte. Neben diesem Büro behielten die alten Kommissions­sitzungen — auch die des Kassenkomitees — nur noch beratenden Cha­rakter. Baron Stürmer wurde auf die inländische Abteilung unter Metter­nichs unmittelbarer Oberleitung beschränkt. Ein Blick in die Präsidial­protokolle konnte diesen davon überzeugen, ob sich der neue Abteilungs- chef innerhalb der ihm gesteckten Grenzen hielt123). 1830 wurden die Kommissionssitzungen sämtlicher Hof- und Staatskanzleiräte unter dem Vorsitze des Staats- und Konferenzrates zum Zwecke verstärkter Fühlung­nahme beider Staatskanzleiabteilungen neuerdings aufgenommen. Sie be­rieten bloß und stimmten nur über Gegenstände von geringerer Wichtig­keit ab oder „concertierten“ nur persönlich miteinander 124). 1841 wurde die Bearbeitung der handelspolitischen Angelegenheiten neu geregelt und die Anknüpfung neuer oder die Umgestaltung schon be­“*) 09 XI 13 Organisierung Interiora 1. m) 1811 Organisationsmängel Interiora 2. “*) 16 VIII 27 Organisierung Interiora 2. 12S) 19 II i Beobachtungen Mercys Interiora 2; 19 II 2 Vorträge 317; 19 II 9 Weisung an Stürmer Interiora 2. 124) 30 VII 19 Vorschlag Lebzelterns Interiora 2; 30 VII 21 Weisung Mett.s Interiora 2. 28

Next

/
Thumbnails
Contents