J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 1. Die auswärtige Abteilung

An Baron Kreßens Stelle, den, ehe er die Staatskanzlei endgültig ver­ließ, Krankheit den Geschäften entzogen hielt, trat 1832 der Freiherr Josef von W erner”). Metternich hatte ihn 1812 von Paris ins französi­sche Hauptquartier geschickt und dann in der Staatskanzlei verwendet. In den Befreiungskriegen folgte ihm Baron Werner nach Chatillon und Paris 71 72) und wurde, nachdem er sich unterdessen in London und auf dem Wiener Kongresse ausgezeichnet hatte, im Sommer 1816 als Legations­sekretär nach Berlin entsendet. Auf dem Veroneser Kongresse befand sich Baron Werner neuerdings in Metternichs Umgebung. Aber erst zehn Jahre später, im Oktober 1832, hat ihn dieser in Baron Kreßens deutsches Büro nach Wien berufen. Auf der Münchengrätzer Zusammenkunft des folgen­den Jahres spielte Baron Werner eine wichtige Rolle. Die Wiener Kon­ferenzen von 1834, deren Protokoll Baron Werner wie vordem Gentz zu entwerfen hatte, veranlaßten seine Ernennung zum Hofrat der Staats­kanzlei 73), wodurch er nun auch formell zum deutschen Referenten be­stellt wurde, in dessen Händen die Korrespondenz mit Preußen, dem Deutschen Bund, mit Dänemark, Rußland, Belgien, Holland und der Schweiz lag74), Damit waren, wie die Akten zeigen, die Förderung der Monumenta Germaniae, die Verfügungen über das Goethehaus in Weimar, der Zeitungsstempel, die Abwehr des Expatrioten Baron Hormayr, die Schweizer Klosteraufhebungen und der Sonderbundkrieg in Baron Werners Agendenkreis gerückt. Im Feber 1847 ist ihm die Direktion der auswärtigen Abteilung zugedacht worden 75 * *). Als jüngster im Range ihrer Hofräte ist Karl von Hummelauer im Dezember 1840 an Stelle Graf Mercys in die Staatskanzlei eingetreten, nachdem er sich seit 1817 bei den öster­reichischen Vertretungsbehörden in Paris, St. Petersburg und London, auf dem Aachner Kongresse und wiederholt auch in der Staatskanzlei selbst als Mundant und Konzipist betätigt hatte. Sein ausgezeichnetes Talent und seine gediegene, in den wichtigsten Angelegenheiten der äußeren Politik erprobte Geschäftsführung empfahlen ihn zum Nachfolger des Grafen Mercy78). Nun wurde ihm — ein Zeichen, wie sehr unterdessen die Handelspolitik an Bedeutung gewonnen hatte — im Rahmen der aus­wärtigen Abteilung die Anknüpfung neuer sowie die Verbesserung der schon bestehenden Handelsverbindungen mit Westeuropa und Amerika anvertraut. Mit besonderem Eifer hat sich Hummelauer den Fragen der Staatsfinanzen, der Eisenbahnen und der Dampfschiffahrt zugewendet — nicht zuletzt um des monarchisch-konservativen Prinzipes willen, das er durch sie gefährdet glaubte und für das er auch beim Sturze Metter­nichs und später in seinen Denkschriften eingetreten ist. Auch Balkan­71) C. Wurzbach 1. c. 55, 60; Alig. deutsche Biogr. 42, 58. 72) 14 V 31 Vorträge 287; 15 VII 12 ff. Konferenzprotokolle Frankreich, Varia 83; 15 XI 3 Protokoll Urkunden. 73) 34 I 8 Vortrag F 4 Personalia 255; 34 III 26 Protokoll Deutsche Akten 39 a (alt); V. Bibi, Metternich 206 ff. 74) 36 XII 17 Organisierung Interiora 2; 49 I 9 Gutachten Werners Polit. Arch., Organ d. Minist, d. Ä. 1849—80. 75) 47 II 19 Organisierung Interiora 3; A. Winkler, österr. u. d. Klosterauf­hebung im Aargau 1, 62 u. ö. 7e) 40 VII 18 Vortrag StConferenz (Ca) 1051/1840; 40 XI 7 Vortrag F 4 Personalia 100; 40 XII 5 Dekret F 4 Personalia 100. 21

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