J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 1. Die auswärtige Abteilung

fragen, so die der staatsrechtlichen Stellung der Donaufürstentümer, haben ihn beschäftigt77). • c) Die Staatskanzleiräte 78). Der Luxemburger Nikolaus Wacken begann seine Laufbahn 1784 als Advokat in den Niederlanden. 1786 trat er in die Dienste des General­gouvernements, 1791 in die des Staatssekretariates über. Nach dem Verluste des Landes wurde Wacken als kaiserlicher Sekretär 1798 neuerdings dort­hin entsendet, jedoch von den Franzosen in Haft genommen und „sous le couteau de la guillotine“ ein Jahr lang gefangen gehalten. Im No­vember 1801 trat Wacken in den Verband der Staatskanzlei und rückte in dieser von anfänglichen Aktenausscheidungsarbeiten im Archive der niederländischen Hofkanzlei zum Konzeptsdienste vor79). 1809 wurde er der ersten Sektion zugeteilt und zum Staatskanzleirat befördert 80). Den Altenburger und Wiener Verhandlungen wohnte Wacken als Sekretär und Protokollführer bei. 1812 wurde er erst nach Dresden, dann nach Paris, später neuerdings nach den Niederlanden entsendet und im No­vember 1813 zum Hof rat ernannt. Während der Befreiungskriege befand er sich im Gefolge des Staatskanzlers in Prag, Teplitz, Chatilion und Paris 81). Auf dem Wiener Kongresse war Wacken als Gentzens Sekundant neben Martens, dem Protokollisten des deutschen Ausschusses, im Kongreß­büro, in den Vierer-, Fünfer- und Achterkonferenzen und im statistischen Komitee tätig. Isabey hat sie beide auf seinem berühmten Gemälde des Wiener Kongresses festgehalten. 1816 wohnte Wacken den Frankfurter und Münchner Ausgleichsverhandlungen bei. Im selben Jahre war er „aus einer großen und wirklich unbegreiflichen Tollheit“ nahe daran, in kgl. niederländische Dienste zu treten. Als er dann doch davon Abstand nahm, hat dies Metternich mit großer Befriedigung, Gentz aber mit viel Ver­druß aufgenommen82). Nun wurde Wacken, „einer wahren Stütze des Departements“, die Korrespondenz mit Frankreich, Preußen, Dänemark, Schweden und Rußland, auch — von den deutschen Angelegenheiten ab­gesehen — mit Hannover, Hessen, Sachsen und den Hansestädten über­tragen 83), die ihn auf die Kongresse von Aachen, Karlsbad, Troppau und Laibach, 1823 nach Galizien und 1825 nach Italien führten. Auch in Courtoisie- und Familienangelegenheiten — so in der Erbschaftssache Maria Louisens nach dem Tode Napoleons84) — ist Wacken zu Rate gezogen 77) A. Arneth 1. c. 1, 295 f.; H. Schiitter, Versäumte Gelegenheiten 165 ff., 193 ff.; H. v. Srbik 1. c. 2, 314; 41 VI 13 Organisierung Interiora 3; 41 VII 11 Hummelauer an Mett. Notenwechsel ad Hofkammer 143 e; 45 IX 29 Memoire Hummel­auers Moldau—Walachei 60; 49 I 9 Gutachten Werners Polit. Arch., Org. d. Minist, d. Ä. 1849—80. 78) Der Aufzählung liegt hier wie bei den übrigen Abschnitten dieser Art der Rang zugrunde, wie ihn der Beamte im Zeitpunkte der Übernahme der Staatskanzlei durch Metternich innehatte oder später beim Eintritte in diese erhielt. 79) 09 XI 26 Personalia 22; 12 XI Personalia 24; 1816 Personalia 22. “I 09 XI it Vorträge 270. 81) 15 VII 12 ff. Protokolle Frankreich, Varia 83. e2) 16 III 8 Hudelist an Mett. Interiora 74; 16 III 14 detto Interiora 80; 16 III 18 Gentz an Wessenberg Interiora 96; Mett, an Hudelist Interiora 80. 16 VIII 27 Organisierung Interiora 2. M) 23 IX 17 Weisung an Vincent Familienakten 137. 22

Next

/
Thumbnails
Contents