J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 1. Die auswärtige Abteilung

in Diensten seiner Vaterstadt, dann trat er — als k. k. Konsul dort- selbst — in die Österreichs über. 1809 wurde Baron Kreß in die Staats­kanzlei zurückgenommen, Legationsrat und Armeekommissär in Fran­ken 64). Vier Jahre später trat er — zunächst allerdings nur als Außen­seiter — aufs neue in den Verband der Staatskanzlei, der seine deutschen Beziehungen und Kenntnisse sehr zustatten kamen. Erst bearbeitete er die deutschen Konsular-, Stiftungs-, Schulden- und Grenzangelegenheiten der inländischen Abteilung, wurde aber noch 1817 in das deutsche Büro der auswärtigen Abteilung berufen 65), in dessen Rahmen er auch das histori­sche und archivalische Feld streifte. 1820 entwarf er die Benutzungsgrund­sätze für Georg Heinrich Pertz, 1821 ein Gutachten über das Archiv des Reichskammergerichtes. 1822 wurde Baron Kreß zugleich mit Graf Münch zum Hofrat und ersten Geschäftsführer des deutschen Büros — Graf Münch war der zweite — bestellt 66). Die Privilegierung der Neu­ausgabe von Goethes Werken oblag ihm nun ebenso wie die Durchsicht der offiziösen Artikel für die Allgemeine Zeitung oder die Erhebung der finanziellen Opfer, die der letzte deutsche Kaiser dem Reiche gebracht hatte67). 1824 und 1828 wirkte Baron Kreß als österreichischer Kom­missär an der Schlichtung des zwischen Preußen und Sachsen und Anhalt- Cöthen ausgebrochenen Streitfalles mit. 1828 unternahm er eine geheime Dienstreise nach Bayern und schied 1836, zum Ministerresidenten in Ham­burg — später zum Gesandten in Hannover — bestellt, aus dem deutschen Büro. Der Graf Joachim von Münch- Bellinghausen68 *) ist aus dem politischen Verwaltungsdienste hervorgegangen und gleich Baron Kreß unmittelbar zum Hofrat der Staatskanzlei bestellt worden. Es waren die schwierigen Dresdener Elbeschiffahrtsverhandlungen der Jahre 1818—21, ein administrativer, der Beihilfe diplomatischer Formen bedürftiger Gegen­stand, die der böhmische Gubernialrat und spätere Prager Stadthaupt­mann als österreichischer Kommissär so gewandt führte und so glücklich abschloß 89), daß ihn Metternich zugleich mit Baron Kreß als Hofrat in die Staatskanzlei aufnahm. Graf Münch wurde zweiter Geschäftsführer des deutschen Büros, auch blieben ihm die der Wiener Kongreßakte ent­springenden Flußschiffahrtsregulierungen weiterhin anvertraut. Im Feber 1823 ist Baron Münch, dem Adam Müller in geistiger Hinsicht nur die Rolle eines „pauvre sire“ zuerkannte, zum Frankfurter Bundespräsidial­gesandten bestellt worden70). Aber wie schon 1822 in Verona, so hat er sich auch später immer wieder auf kürzere oder längere Zeit in Metter­nichs Umgebung auf gehalten, zu dessen Vertrauenspersonen er gehört hat. Zahlreiche wichtige Vorträge des Staatskanzlers sind während der näch­sten zwanzig Jahre von Graf Münch in Wien entworfen worden. 64) 22 IV 13 Personalia 10. e5) 19 XI Personalia 24. 6e) L. A s s i n g 1. c. 3, 32. 67) Vor 28 V 27 Vorträge 373. es) C. Wurzbach 1. c. 19, 441; Alig. Deutsche Biogr. 22, 716. 60) 22 IV 13 Personalia 10. 70) K, Virnhagen, Blätter aus d. preuß. Gesch. 3, 113; H. v. S rb ik 1. c. 2, 36. 20

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