Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 3. Sekretäre der lateinischen Expedition

in der Korrespondenz mit Rom und Frankreich19T) u. a., er hat aber auch Consbruch bei Referaten von deutschen Reichshofratsgutachten im geheimen Rat in den Jahren 1691 und 1692 vertreten 198). Ebenso stoßen wir auf seine Unterschrift in Weisungen an den Gesandten in Berlin und 1692 konzipierte er solche nach Braunschweig 199). Es scheint, daß zwischen ihm und Consbruch eine intensive Zusammenarbeit und gegenseitige Unter­stützung bestand. Nicht mit Unrecht konnte man später sagen, daß die beiden die Arbeit in den beiden Expeditionen fast allein bestritten hätten. Auf Bitte des Reichsvizekanzlers Kaunitz mundierte Dolberg auch die „Handbriefl“ Kaiser Leopolds an den Grafen Lamberg in Rom, da dieser die Schrift des Kaisers nicht lesen konnte 20°). Dolberg starb am 9. Juli 1709, nachdem ihm seit 1707 sein Sohn Peter Josef zur Hilfe beigegeben worden war, mit Hinterlassung von 10 Kindern. Er hatte eine mehr als vierzig­jährige Dienstzeit hinter sich 201). Sein Sohn und Nachfolger Peter Josef von Dolberg hatte in Prag und Straßburg Jus studiert, dann beim Reichskammergericht prakti­ziert und war 1702 als kaiserlicher Legationssekretär nach Rom gekom­men202). Nachdem er bereits am 31. Dezember 1707 zur Entlastung seines Vaters installiert worden war, übernahm er nach dessen Tode automatisch die Sekretärsgeschäfte. In dem Jahrzehnt zwischen 1710 und 1720 ist er die Hauptkonzeptskraft für die Arbeiten der lateinischen Expedition. In der Korrespondenz mit Rom, Frankreich und Rußland tritt er besonders stark hervor 203). 1715 und 1716 bearbeitete er auch einen Teil der Korre­spondenz für den Braunschweiger Kongreß 204). Er war auch Sekretär Schönborns in den Konferenzen und wurde von diesem auch in Ausarbei­tungen über die in diesem Jahrzehnt so häufigen Kanzleistreitigkeiten herangezogen. 1713 erhielt er von Karl VI. den Reichsritterstand 205). Er starb am 4. November 1720 206). An seine Stelle trat Philipp Wilderich Georgendiel von Geor­ge n t h a 1, der am 28. Januar 1721 installiert wurde 207). Er war aus Lim­burg an der Lahn gebürtig, hatte an der Mainzer Universität das Doktorat der Philosophie erworben, sich dann aber der Jurisprudenz zugewandt und auf diesem Gebiete eine gelehrte literarische Tätigkeit entfaltet. Er kam nach Wien, wo er als Professor der Rechte an der ständischen Akademie wirkte und auch als Reichshofratsagent tätig war. Zugleich mit seiner Er­nennung zum lateinischen Sekretär erhob ihn der Kaiser mit dem Prädikat 197) Rom 98 (hier schon Konzepte von seiner Hand aus d. J. 1689), Rom 100, no; Frankreich 51. 198) R. Lehensakt. B XXI. 199) R. K. Weis. n. Berlin 2C: 1696 Mai 23 u. Weis. n. Braunschw. 1 a: 1692 Juni 3. 200) Rom 100: Am 13. Okt. 1700 schreibt Kaunitz an Lamberg, daß er den Kaiser gebeten hat, sich Dolbergs zu bedienen, da Lamberg die Schrift des Kaisers nicht lesen kann. Der Kaiser habe eingewilligt. 201) Eidbuch, ferner Mzer. R. K. 36 Schreiben Peter Jos. v. Dolberg v. 1709 Juli 13 u. R. K. Verf. A. 28: 1710 Febr. 20. 202) R. K. Verf. A. 43 t>: 1702 Dez. 2 Ernenn. Dekr. u. Mzer. R. K. 36. 203) Vgl. Rom 115, 120, 131; Frankreich 51, Russica 8 HI. iM) R. K. Weis. n. Braunschwg. 1 L *“) R. Reg. Karls VI. Bd. 9, fol. 126 V. 29e) Eidbuch. 207) Eidbuch. Ern. Dekr. v. 10. Jan. 1721 R. K. Verf. A. 5. 428

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