Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)
VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 3. Sekretäre der lateinischen Expedition
Wallerode. Noch heute gibt es in St. Vith Familien des Namens Walderoth 134). Es scheint, daß schon sein Vater Nikolaus nach Böhmen gekommen war, da er und Johann 1632 den böhmischen Ritterstand erhielten135). Johannes Walderode, der 1593 geboren war, trat 1626 in die böhmische Hofkanzlei ein, wo er zuerst als Konzipist, dann als Lehenssekretär diente. Im Juli 1630 wurde er lateinischer Sekretär der Reichskanzlei 136). Gleichzeitig mit ihm bewarb sich ein Schwede namens Königsfeld um die Stelle, doch trug Walderode den Sieg über deii Konkurrenten davon 137). Mehr als 40 Jahre hat nun Walderode in der Reichskanzlei gedient. Es gibt nur wenige Sekretäre, die so viel wie er geschrieben haben und die eine so angesehene Stellung wie er errungen haben. Er hatte sich in mehreren Schreiben beim Erzkanzler selbst beworben und auch den obersten böhmischen Kanzler Graf Slawata um Unterstützung gebeten. Seit dem Hochsommer 1630 erscheint seine überaus charakteristische, besonders in späteren Jahren nicht immer leicht lesbare Schrift in den Konzepten, in den Rubren der Berichte und in den Unterschriften der kaiserlichen Reskripte138). 1631 setzt dann seine Tätigkeit auch in den nicht unmittelbar zur lateinischen Expedition gehörigen Schriftstücken, die aus der Durchführung der Regensburger Vereinbarungen entsprangen, besonders stark ein und als Protokollführer des geheimen Rates tritt er immer mehr an die Stelle Questenbergs 139). Seine Tätigkeit beschränkte sich nicht auf die politischen Sachen, schon seit 1630 arbeitete er auch an den Gratialia und Judicialia und fungierte als Reichshofratssekretär. Am 24. November 1637 wurde er als wirklicher Reichshof rat installiert140), schied nunmehr zwar als Protokollführer aus, behielt aber das Sekretariat des Reichshofrates samt den Einkünften bei. Das zweite Jahrzehnt der Dienstzeit Walderodes in der Reichskanzlei bedeutet insoferne einen Höhepunkt seiner Wirksamkeit, als er einen großen Teil der Expeditionen, welche die Friedensverhandlungen notwendig machten, verfaßte. Schon 1642 klagte er gegenüber Auersperg, daß er trotz seiner Überlastung nunmehr auch die durch die Hamburger Traktate hervorgerufenen Konzepte machen müsse141), 1643—1647 erscheint er als Hauptkonzipient der kaiserlichen Weisungen an die Friedensdelegation in Münster, er hat in diesen Jahren auch meist die Weisungen an den Hauptdelegierten des Kaisers Grafen Trauttmans134) Über die Herkunft des Johannes Walderode vgl. die Angaben i. dem Palatinats- diplom für ihn v. ij. Nov. 1658 u. im Grafendiplom für seinen Sohn Johann Paul v. 2. März 1686, ferner Aug. N e y e n, Biographie Luxembourgeoise 2, 184 u. Ant. H e c k i n g, Gesch. d. Stadt u. ehern. Herrschaft St. Vith, 169. — Für den Hinweis auf dieses Buch sowie für mannigfache Mitteilungen über das Geschlecht der Walderode bin ich Herrn Dr. Nikolaus Grafen Des Fours-Walderode zu besonderem Danke verpflichtet. “5) Beglaub. Abschrift d. i. d. böhm. Hofkanzlei ausgefert. Diploms v. 6. Jan. 1632 i. Staatsarch. d. Innern. 13e) R. K. Verf. A. 6. Sein Geburtsjahr ergibt sich aus dem Revers Beuers v. 27. XI. 1670 i. R. K. Verf. A. 9. 137) Vgl. über Walderodes Laufbahn auch seine eigene Darstellung i. R. K. Verf. A. 53. 13s) Vgl. Rom jo, wo Aug. 1630 seine Hand einsetzt, Belg. Hofkorresp. 17, wo 1630 Aug. 27 seine Unterschrift erscheint. 13°) Vgl. Friedensakt. 9b. I4°) R. H. R. Prot. rer. resol. saec. 17, Nr. in, fol. 339. 141) Friedensakt. 46 *>: 1642 Febr. 5. 421