Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)
VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 3. Sekretäre der lateinischen Expedition
dorff verfaßt142). Zur gleichen Zeit findet sich Walderode auch unter den deputierten Räten, die über einzelne Fragen ihr Gutachten für den Kaiser abzugeben hatten 143). Mit dem Reichsvizekanzler Kurz stand Walderode, besonders in der späteren Zeit, schlecht. Er hat nach dessen Tod in einer Denkschrift die Anfeindungen und Nachteile, die er von Kurz zu erleiden hatte, geschildert144). Die Richtigkeit all dieser Anschuldigungen läßt sich natürlich kaum überprüfen. Wenn es richtig ist, daß Kurz Walderode beim Kaiser verleumdete, so scheint ihm dies zumindest nicht geschadet zu haben. Er erhielt 1641 durch kaiserliches Dekret pro praeterito eine Zubesserung von jährlich 500 fl., mit denen er allerdings auf das Reichslehen Aquila und Gragnola verwiesen wurde, und für die Zukunft neben seiner Sekretärsbesoldung 1300 fl. als Reichshofrat aus dem Fiofzahlamt145). 1649 wurde er vom Kaiser mit den sogenannten Flachschen Reichslehen, auf die er schon früher eine Exspektanz erhalten hatte, belehnt146). Noch unter der Vizekanzlerschaft des Grafen Kurz, im Jahre 1657, erreichte Walderode auch, daß ihm das Votum im geheimen Rate verliehen wurde 147). Die konzep- tive Tätigkeit Walderodes erfuhr auch in dieser Zeit keine Einschränkung. Die kaiserliche Gunst blieb ihm dann auch unter Leopold I. treu. Unter ihm erreichte Walderode den Gipfel seiner Karriere. Er konzipierte noch immer viel selbst oder korrigierte die von seinem Neffen und Gehilfen Beuer entworfenen Konzepte 148 149). Seine Stellung in dieser Zeit ist aber dadurch besonders gekennzeichnet, daß er seit 1667 die geheimen Konferenzsachen expedierte, die damals nicht als zur Reichskanzlei gehörig betrachtet wurden und von denen der Reichsvizekanzler keine Kenntnis hatte und die er daher auch gar nicht zur Unterzeichnung erhielt449). Walderode war damals eben in erster Linie der geheime Sekretär des Kaisers, der auch dessen „Handbriefl“ verfaßte 150 151). Er sitzt mit Fiocher und öttingen in der Deputation, die 1669 über das schwedische Bündnis berät1B1) und nimmt 1670 an der Sitzung der geheimen Konferenz teil, in der Lobkowitz, Fiocher, Schwarzenberg und Lamberg mit Ausschluß des Reichsvizekanzlers die Instruktion der an Kurmainz abzuordnenden Gesandten beraten1B2). Er verlangt Akten von dem damals allmächtigen Hocher und steht in vertraulichem Briefwechsel mit verschiedenen kaiser142) Vgl. Friedensakt. 47 b u. 50 c. 143) Vgl. Friedensakt. 52 d u. R. K. Vortr. 1 b. 144) R.K. Verf. A. 53. 145) R. H. R. Verf. A. 32 (Walderode). 1,e) R. Register Férd. III., Bd. 4, fol. 226, Erneuerung der Belehnung dch. Leop. I. 1659 März i R. Reg. Leop. I., Bd. 9, fol. 229. — Die Fladischen Reichslehen sind einige ehemals im Besitz der Flach von Schwarzenburg gewesene nicht eben bedeutende Lehenstücke in der westlichen Rheinpfalz. 147) R. K. Verf. A. 6. 148) Man vgl. Rom 68, Friedensakt. 106, 107 u. no. 149) Beuer sagt i. einem Memorial v. 1677 (R. K. Verf. A. 10), daß Walderode „die geheime conferentz Sachen, die so gar aber dazumal [1667] zur cantzley nicht gehöret haben, daß solche auch der herr reichsvicecantzler nicht underschrieben oder davon etwas gewust hette“ unterschrieben hat. 15°) Vgl. Leopolds Schreiben v. 22. Okt. 1667 i. Font. rer. Austr. II/56, 329. 151) Friedensakt. 108. 15S) Friedensakt. 108: 1670 Jan. 13. 422