Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 3. Sekretäre der lateinischen Expedition

sehen Korrespondenz wie im Reichshofrat117). Im Jahre 1613 trat er an die Stelle des lateinischen Registrators Khol und vereinigte die Konzipisten- und Registratorstätigkeit, so daß er auch ein Doppelgehalt bezog 118). In der lateinischen Registratur entfaltete er eine sehr ersprießliche Tätigkeit. Wenn er sich später einmal rühmte, die lateinische Registratur „aus greu­licher confusion“ in gute Ordnung gebracht zu haben 119), so hatte dies seine Richtigkeit. So hat er vielfach auf alten Akten aus der Zeit Maximilians II. Rubren und Datum auf der Rückseite nachgetragen 12°). Ende 1618 wurde er, nachdem er schon seit Beginn der Regierung des Kaisers Mathias als Extraordinari-Sekretär verwendet worden war, zum wirklichen Sekretär ernannt. Ferdinand II., den er zum ungarischen Land­tag und zur Krönung begleitet hat, empfahl ihn besonders warm 121). Die Registratorstelle hat er zunächst noch weiter beibehalten, da sein Versuch, sie seinem Bruder Johann, der ihm schon seit 1608 bei den Arbeiten in der Registratur beigestanden war, zuzuwenden, zunächst am Widerstand des Erzkanzlers scheiterte 122 123). Erst 1623 nahm diese Doppelstellung Her­mann Questenbergs ein Ende, indem der Erzkanzler nun doch Johann Questenberg die Stelle des lateinischen Registrators verlieh 12S). Zwischen 1620 und 1630 war die Haupttätigkeit Questenbergs die Abfassung der Konzepte der lateinischen Expedition, vor allem der diplomatischen Korre­spondenz mit Rom und Spanien. Die meisten wichtigeren Stücke dieser Expedition sind von ihm verfaßt worden. Besonders stark tritt seine konzeptive Tätigkeit bei den Verhandlungen des Regensburger Kurfürsten­tags 1630 in Erscheinung. Hier nahm er auch an den Verhandlungen mit dem französischen Gesandten teil und führte zum Teil auch das Protokoll der Sitzungen des geheimen Rates 124). Questenbergs Tätigkeit als lateini­scher Sekretär bedingte auch einen regen Verkehr mit dem päpstlichen Nuntius124 a), wohl auch mit anderen Diplomaten. Zufolge seiner Stellung als Sekretär der lateinischen Expedition fiel ihm auch die Abfassung der lateinischen Ausfertigungen des Reichshofrats, sowohl der Gratialia wie der Judicialia zu, insbesondere auch die Behandlung der auf die Reichslehen in Italien bezüglichen Angelegenheiten. In den Jahren vor 1620 und auch noch in der ersten Zeit seines Sekretariats führte er auch das Protokoll im Reichshofrat und es sind zahlreiche eigenhändige Resolutionsprotokolle von ihm überliefert. Am 3. April 1626 wurde er als wirklicher Reichs­hofrat beeidigt125) und hatte seinen Sitz weiterhin auf der Herrenbank 1I7) So beginnt in der Korrespondenz mit der päpstl. Kurie 1613 die Serie seiner Konzepte (Rom Hofkorr. 10), im Reichshofrat erscheint er als Sekretär und Protokoll­führer, Vgl. die Resolutionsprotokolle u. die R. H. R. Gutachten v. 1614/15 in R. Leh. Akt. B XXI. Jls) Vgl. R. Taxbuch 1613 u. 1617. Er bezog damals 780 fl. 119) Undat. Memorial an d. Erzkzler. i. Mzer. R. K. 12. 12°) Vgl. Feuda lat. 36 (Mirandola) die Akten seit 1567. 121) Vgl. Schreiben Mathiasens an Erzkzler. v. 1618 Dez. 22 i. Mzer. R. K. 12. 122) Mzer. R. K. 11: 1620 Mai 27 Ulm an Erzkzler. u. 1620 Juni 8 Erzkzler. an Ulm. Der Erzkanzler wollte Zweth zum Registrator machen. 123) Mzer. R. K. 12: 1623 März 30. 12ä) Friedensakt. 9 a, vgl. bes. seine Relation über die Verhdlg. v. 11. Aug. 1630. 124a) Vgl. Register zu den von Kiewning herausg. Nuntiaturber. IV/I u. IV/2, wo jedoch Hermann Qu. mehrfach mit seinem Bruder Gerhard verwechselt wird. 125) R. H. R. Resol. Prot. saec. XVII, Nr. 74. 27* 419

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