Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 1. Die Reichsvizekanzler

erteilt120). Mit dem Oberstkämmerer und Verwalter des Obersthof­meisteramtes Wolfgang von Rumpf zum Wuelross hatte er seinen Einfluß zu teilen, wohl auch noch mit Paul Sixt Trautson 121). Der Nuntius Puteo schreibt 1589, daß alles auf Kurz und Rumpf beruhe, und rät seinem Nachfolger, sich gut mit diesen zu stellen 122). Ungeachtet seiner einfluß­reichen Stellung wurde Kurz erst im März 1593 zum wirklichen Reichs­vizekanzler ernannt, bis dahin hatte er das Amt nur als Verwalter geleitet12S). Beeidigt wurde er aber als Vizekanzler nicht mehr123 a). Kaum ein Jahr später weilte Kurz nicht mehr unter den Lebenden. Am 26. Februar 1594 erkrankte er an einem „Hauptweh“, das aller ärztlichen Hilfe spottete, und starb am ix. März 1594 im 41. Lebensjahre, mitten während der Vorbereitungen für den Reichstag, auf dem seine Ernennung zum wirklichen Reichsvizekanzler hätte den Ständen kundgemacht werden sollen 124). Der Kaiser bestellte mit der Begründung, daß wegen des Reichstages Eile not tue, sogleich den geheimen Rat Dr. Johann Wolf F r e y m o n von Oberhausen und Mühlfelden 125) zum Verwalter des Reichsvizekanzler­amtes und setzte schon am 12. März 1594 den Erzkanzler hievon in Kenntnis. Er fügte bei, daß während der Abwesenheit Freymons, der sich auf einer Gesandtschaftsreise befand, der Reichshofrat Dr. Rudolf Coraduz die Kanzleigeschäfte führen werde126). Über Freymon hat O e f e 1 e in der allgemeinen deutschen Biographie 127) eine Lebensskizze veröffentlicht, die auf Freymons „Hauschronik“, einer Autobiographie, fußt und alles Wichtige über sein Leben und seine Werke anführt. Wir dürfen hier im allgemeinen auf diese Skizze verweisen, der lediglich dis wichtigsten Daten entnommen und einige Ergänzungen angefügt seien. Seinen Angaben zufolge wurde Freymon am 13. April 1594 in sein Amt eingeführt. Er war 1346 zu Ingolstadt geboren. Nachdem er einige Jahre zu Burghausen und am Reichskammergericht eine Ratsstelle bekleidet hatte, diente er seit ij8i am Kaiserhofe, zuerst als Reichshof rat, seit 2. Februar 1389 als geheimer Rat. Als solcher wurde Freymon wiederholt zu diplomatischen Missionen herangezogen. So ging er im Herbst 1392 als kaiserlicher Kommissär nach Jülich, um in die dortigen Sukzessions­streitigkeiten einzugreifen128). Knapp vor seiner Betrauung mit der Verwaltung des Vizekanzleramtes wurde er als kaiserlicher Gesandter zu Erzherzog Ferdinand von Tirol nach Salzburg, Bayern, Augsburg und 12°) Vgl. z. B. Schweizer, Nuntiaturber. II/2, 10 ff.; II/3, 128 f., 314, 396, 604. 121) Puteo nennt 1592 Kurz, Rumpf u. Trautson die ministri piü intimi Rudolfs. 122) Schweizer II/2, 482: „tutta la somma riposa sopra il sig. Romfo et il sig. Curtio soli.“ 123) R. K. Verf. A. 2: Am 16. Febr. 1393 schreibt Rudolf an den Erzkanzler, daß er Kurz zum Vizekanzler ernennen will, der Erzkzler. stimmt am 28. März zu. 123 ®) Vgl. Rudolfs Schreiben v. 12. März 1594 i. R. K. Verf. A. 2. 124) R. H. R. Resol. Prot. saec. XVI, Nr. 70 b (Prot. d. geh. Rats) fol. 12 T. 125) Er selbst unterzeichnet sich Freymon, doch findet sich auch Freymondt. So wird er auch in den Taxbüchern genannt. In der Liste der Beisitzer des Kammergerichts wird er Freymann geschrieben. In seinen juristischen Schriften nennt er sich Freymonius. 126) R. K. Verf. A. 2. 127) VII, 372 u. VIII, 795 f. 128) Schweizer, Nuntiaturber. II/3, CVII. 21 321

Next

/
Thumbnails
Contents