Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

Geleitwort. Der Gedanke, Inventare staatlicher Archive zu veröffentlichen, ist in Österreich verhältnismäßig spät verwirklicht worden. Der ehemalige k. k. Archivrat hatte sich zwar schon im Jahre 1898 damit befaßt (Mit­teilungen der Dritten Archiv-Sektion der k. k. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmäler, IV. Bd., S. 371), aber erst ein am 28. März 1908 gefaßter Beschluß hat zu einem Erfolg geführt. Als Ergebnis dieser Aktion liegen vier bei der k. k. Hof- und Staats-Druckerei erschienene Bände („Inventare österreichi­scher staatlicher Archive“) vor, und zwar: I. Inventar des Allgemeinen Archivs des Ministeriums des Innern, 1909; II. Inventar des Archivs des k. k. Finanzministeriums, 1911; III. Inventar des Landesregierungsarchivs in Salzburg, 1912; IV. Inventar des Steiermärkischen Statthaitereiarchivs in Graz, 1918. Diese Inventare enthalten eine kurz gefaßte Geschichte der betreffenden Archive und ein übersichtliches Verzeichnis der Bestände nach dem Stande zum Zeitpunkte der Inventarisierung. Ungefähr in dem gleichen Zeiträume wurde eine umfassende Inventa­risierung des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Angriff genommen, das damals als k. u. k. gemeinsame österreichisch-ungarische Anstalt nicht im Verbände der k. k. österreichischen staatlichen Archive stand, sondern dem k. u. k. österreichisch-ungarischen Ministerium des Äußern unterstellt war. Der im Jahre 1913 dem Ministerium des Äußern vorgelegte Arbeits­plan für die Inventarisierungsarbeiten sah drei Stufen vor. 1. Die Fertigstellung einer Gesamtübersicht in dreifacher Anordnung (nach dem Standort, nach größeren Abteilungs­gruppen und nach der alphabetischen Reihenfolge der Titelworte der ein­zelnen Abteilungen), eines Verzeichnisses aller Nachschlagebehelfe und eines alphabethischen Generalregisters. (L. Bittner, Das Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv in der Nachkriegszeit, Archivalische Zeitschrift, III. Folge, II. Band, S. 184—186.) 2. Die Veröffentlichung dieser Gesamtübersicht als Archivführer unter Beigabe ausführlicher Erläuterungen über die Geschichte der Anstalt, über die Entstehung und Zusammensetzung der einzelnen Archivabteilungen und der im Laufe der fast zweihundertjährigen Geschichte in die Anstalt gelangten selbständigen Archivkörper. Kurz ge­sagt, das gesamte Archiv sollte als einzige große Geschichtsquelle unter Anpassung an die besonderen Verhältnisse einer ähnlichen kritischen Unter­suchungsweise unterzogen werden, wie sie die historischen Hilfswissen­schaften für die Behandlung von Einzelstücken ausgebildet haben. Als Hilfsmittel sollten hier vor allem die Registratur des Archivs, die alten m

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