Historische Blätter 7. (1937)
Fritz Antonius: Zum Konfidentenwesen des Vormärz
Wortführer Bernhard Lizius, ein österreichischer Konfident, neben ihm Franz Strohmeyer, der damals bereits im Solde der französischen Polizei stand und noch im selben Monat ebenfalls in den österreichischen Geheimdienst trat!2 Wer waren nun diese Leute, denen, wie man sieht, wirklich nichts entging, was sie sich nicht entgehen lassen wollten, deren zahllose geheime Rapporte das Hauptsubstrat bilden zu Noés und Engelshofens umfangreichen Berichtserien — eine unschätzbare Quelle zur Kulturgeschichte ihrer Zeit. Karl Glossy hat uns in der Einleitung zu seinen „Literarischen Geheimberichten aus dem Vormärz“ eine Anzahl, und wohl die bedeutendsten von ihnen, vorgeführt, Alfred Stern ein Lebensbild des bekanntesten politischen Agenten, Klindworth, gezeichnet3, auch in Heinrich Schmidts „Die deutschen Flüchtlinge in der Schweiz 1833-^-36“4 finden sich einige Angaben. Eine zusammenfassende Liste dieses immerhin höchst merkwürdigen Korps steht jedoch noch aus. Es wurde nun der Versuch unternommen, an Hand der Behelfe des Mainzer Büros und der Indizes über Polizeigegenstände der Staatskanzlei eine solche Liste für die Zeit von der Julirevolution bis 1848 in knappster Form 5 zusammenzustellen, um daraus ein Bild des Umfanges und der Zusammensetzung dieses Konfidentenkorps zu gewinnen. Dieses Bild kann naturgemäß nicht vollständig sein, denn viele dieser vertrauten Berichterstatter lassen sich weder aus den Behelfen noch aus den Akten klar erfassen. Immerhin vermag eine solche Liste aber auch so einen im allgemeinen sicherlich zutreffenden Überblick zu geben und manche Aufschlüsse zu vermitteln, die vielleicht nicht ganz ohne Interesse sind. Es ergibt sich im ganzen für die angegebene Zeitspanne von 1830 bis 1848 eine Reihe von 85 Namen, einschließlich von 10 Polizeibeam ten die ja durchwegs auch Konfidentendienste geleistet haben und daher unbedingt mit aufzunehmen waren. Bis 1832 ist die Anzahl der Konfidenten sehr gering, den politischen Verhältnissen entsprechend sind es durchwegs Italiener. 1833 mit der Schaffung des Mainzer Büros schnellt die Zahl plötzlich in die Höhe, es tritt nun in steigendem Maß auch das 2 Berichte Noés vom 10. und 23. Februar 1837, Nr. 237 u. 241/M. C. P., Deutsche Akten fasz. 198. 3 Histor. Vierteljahrsschrift, Bd. 25, S. 430 ff., 696 ff. 4 Zürich 1899. 6 Auf die Anführung jedes einzelnen Berichtes oder jeder einzelnen Note wurde im Interesse der Übersichtlichkeit verzichtet, zumal ja auch diese Aktenstücke zumeist nur das ungefähre Datum des Eintrittes oder der Verabschiedung des betreffenden Konfidenten erkennen lassen. 80