Historische Blätter 7. (1937)

Oskar Schmid: Marques Rialp und das spanische Staatsekretariat in Wien

die nach dem Frieden von Utrecht an Karl VI. gefallenen italienischen Provinzen, wenngleich sie dem Spanischen Kat, zu dessen Mitglied Rialp ja gleichfalls gehörte, direkt untergeordnet waren. Hier war er ja auch als Ratsangehöriger befähigt, Einfluß auf diese Gebiete zu nehmen12. An­ders verhielt es sich mit den Niederlanden, deren Verwaltung auf Veran­lassung des Prinzen von Savoyen vom Spanischen Rat losgelöst worden war. Im vorliegenden Fall lassen sich die Befugnisse, die Rialp als Mit­glied des Spanischen Rates zukamen, nicht geltend machen. Wir erkennen jedoch, daß Don Ramon in die dieses Gebiet betreffende Politik weitge­hend eingriff, da in der Wiener belgischen Abteilung eine ganze Reihe aus seiner Kanzlei hervorgegangener Erlässe in spanischer Sprache, die von Karl VI. unterzeichnet und von Rialp gegengezeichnet sind, aufgewiesen werden können. Es handelt sich dabei gerade um hochpolitische Gegen­stände, die geheim zwischen dem Statthalter, bevollmächtigten Minister und Kaiser mit Umgehung jeder anderen Exekutiv- oder konsultativen Behörde liefen. Naheliegend ist natürlich, daß Vilana Perlas auch den diplomatischen Verkehr mit seiner Heimat, mit Spanien, in seinen Macht­bereich zu ziehen trachtete. Sobald die diplomatischen Beziehungen wieder in geordnete Bahnen gelenkt waren, nahmen die Staatssecretaria, be­ziehungsweise Rialp, im schriftlichen Verkehr die erste Stelle ein. Berichte der Gesandten sind seit 1726 zum großen Teil direkt an den Sekretär gerichtet, ebenso läßt sich feststellen, daß wichtige Weisungen, von Karl unterfertigt und von Rialp gegengezeichnet, aus der Staatssecretaria ihren Ausgang nahmen. 1728 etwa sind fast alle Berichte des Gesandten in Spanien an Rialp, nur wenige hingegen an den Obersten Hofkanzler ge­richtet. Doch scheint so manches von der spanischen Korrespondenz der Staatssecretaria in Verlust geraten zu sein. Eine wichtige Rolle fiel Vilana Perlas auch in den Beziehungen zu England und vor allem zu Frankreich zu. Es läßt sich hier bei der Durchsicht der Korrespondenz ein Auf- und Abstieg seines Einflusses feststellen, der in der Häufigkeit der Berichterstattung ent­weder an Rialp oder an Sinzendorf zum Ausdruck gelangt. Wesentlich ist Rialps Teilnahme an der französischen Korrespondenz vor allem zwischen den Jahren 1721 und 1730. 1722 sind fast alle Berichte Defonsecas an ihn gerich­tet, hingegen tritt ab 1729 die Berichterstattung an Rialp im Verhältnis zu der an den Hofkanzler allmählich in den Hintergrund, um etwa 1736 aufzu­hören (1734 und 1735 fällt wegen des Krieges gegen Frankreich ganz aus). Eine ähnliche Entwicklung nimmt es mit Großbritannien, wenngleich 12 Vgl. St. A. Höchster Spanischer Rat, Rom Fasz. 32, 47, 68, 72. Die Berichte sind hauptsächlich an Rialp, Marques Villasor und Antonio Folch von Cordona gerichtet. 59

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