Historische Blätter 7. (1937)
Oskar Schmid: Marques Rialp und das spanische Staatsekretariat in Wien
Konferenz der Minister untergeordnet war und daß es sein Gutachten in allen wichtigen Fragen, die schon im Höchsten Rat der Niederlande behandelt worden waren, abzugeben hatte6. Immerhin blieb der Einfluß Rialps auf gewisse Gebiete beschränkt; auf die Reichspolitik Karls VI., auf die Beziehungen zu den Ost- und Nordstaaten, die gerade damals im Vergleich mit der Politik zu den Westmächten, zu Italien und Spanien seit dem Frieden von Passarowitz von eher untergeordneterer Bedeutung waren, nahm er kaum Einfluß. Vilana Perlas erscheint auch an der Spitze einer eigenen stattlichen Kanzlei, die fast durchwegs aus Spaniern bestand7. Rialp weilte mit seiner Kanzlei je nach Bedarf in Wien oder Laxenburg in unmittelbarer Umgebung des Kaisers8, begleitete ihn jedoch auch bei allen wichtigen Anlässen, etwa zu den Krönungsfeierlichkeiten nach Prag und auf seinen Reisen nach Graz, Triest und Karlsbad, so daß er fast stets seinen persönlichen Einfluß auf den Kaiser auszuüben imstande war. Denn bei Rialp glaubte Karl das weitestgehende Verständnis für seine geheimsten Absichten zu finden, während es in Wirklichkeit die Wünsche des Staatssekretärs waren, die vielen und wichtigen Maßnahmen des Kaisers zugrunde lagen. Nicht zum Vorteil lenkte er im Verein mit dem Obersten Hofkanzler, Grafen Philipp Ludwig Sinzendorf, zu dem er auch in verwandtschaftliche Beziehungen getreten war9, durch nahezu 25 Jahre die österreichische Außenpolitik. Nebstbei ist aber auch ein Grund zur einflußreichen Stellung Vilana Perlas gewiß auch in der Persönlichkeit des Grafen Sinzendorf zu finden, der niemals, trotzdem er während der 6 Vgl. Ghislaine de Boome, Les Ministres plénipotentiaires dans les Pays-Bas Autrichiens principalement Cobenzl, Bruxelles 1932, S. 32, Anm. 2, Chancellerie autri- chienne des Pays-Bas No. 595 chap. VI. art. 30. 7 Vgl. den k. k. Staats- und Standskalender auf das Jahr 1719, S. 133, wo diese Kanzlei als „Universal-Expedition des Königreichs Spanien“ bezeichnet wird. Chef derselben war „Hr. Reymund ä Vilana Perlas, Marches de Rialp“, logiert in der Johannesgasse im Corbellischen Haus. Sie setzte sich ferner zusammen aus den „Secretarii und Offlciales“ Hr. Johann Amor de Soria, Hr. Peter Pascal Cano, Hr. Augustin Pedrosa, Hr. Emanuel de Zayas, Hr. Richard Grüner, Hr. Anton de Berneda y de Vilana Perlas(l), Hr. Bartholomäus Quadradojaus zwei Türhütern und einem Kanzleidiener. — 1725, S. 129 und 1729, S. 129 wird das Sekretariat „Universal-geheime Staats-Expedition“, 1733, S. 127 und 1735, S. 128 „Universal-geheime Staats-Secretaria der Spanischen Provinzen“ genannt. 1725 findet sich für Rialp die Bezeichnung „Rat und Staatssecretarius“ für den ersten Offizial 1733 „Secretarius tit. ac Officialis major“ (vgl. Anm. 3). 8 Vgl. St. A. Gesandtschaftsarchiv Rom Fasz. 59—61, Korrespondenz Rialp an P. Francesco Diaz de S. Buenaventura 1715—1724. 9 Rialps ältester Sohn Francesco vermählte sich mit Maria Josepha, Tochter des Grafen Karl Michael Tobias von Sinzendorf von der Ernstbrunner Linie. 57