Historische Blätter 7. (1937)
Oskar Schmid: Marques Rialp und das spanische Staatsekretariat in Wien
die Geschäftsstücke der letzteren in die Hände des Herrschers zu gelangen. Rialp wird auf Grund seiner offenkundigen Verdienste und Fähigkeiten mit der Leitung betraut und mit einem Jahreseinkommen von 8000 fl. bedacht. Ihm zur Seite sollen ein Ofieial mayor, zwei Oficiales segundos, zwei Oficiales terzeros, ein Ofieial de lenguas und ein Ofieial escrivente gestellt werden8. Erendazu wurde in anderer Weise entschädigt. Wenige Tage später, am 8. Jänner 1714, erfolgte, gleichzeitig mit Rialp, seine Ernennung zum Rat im Höchsten Spanischen Rat. Er scheint hier bis zu seinem Ableben ein politisch wenig bemerkenswertes Dasein geführt zu haben3 4. Rialp hatte ihm längst den Rang abgelaufen. Vor Rialps Amtsantritt scheint das Spanische Staatssekretariat in Wien — die Zweiteilung legt auch diese Vermutung nahe — eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben. Die Anfänge und ihre Funktionen liegen im Dunkel. Wir wissen nur, daß es am 11. Oktober 1711, also etwa zwei Jahre vor dem Spanischen Rat errichtet wurde und Marques Erendazu in Wien der erste Sekretär war, der gewiß, so wie die meisten in Karls Dienste übergetretenen Spanier, eine maßgebende, aber"— dazu war er nebstbei viel zu faul — keine überragende Stellung bekleidete. Dafür spricht auch, daß in Wien einschlägiges Aktenmaterial fast zur Gänze fehlt und sich nur gelegentlich Korrespondenzen Erendazus feststellen lassen. Nach Errichtung des Spanischen Rates und dem gleichzeitigen Amtsantritt Rialps sowie nach der Einsetzung des Rates von Flandern 3 Wien St. A. Spanischer Rat, Dekrete Kaiser Karls VI. Fasz. 1, 1713, Dezember 29, Konzept und Abschrift. Dieses alleinige Sekretariat wird errichtet „ . . . por los Reynos, Estados y Dominios de aquella Monarquia, por la quäl disciendan los Ordenes, Decretos y disposiciönes ä los Tribunales respectivos dirigiendose por el mismo conducto ä mis Reales Manos las Consultas y Representaciönes sobre la misma forma que siem- pre se há practicado en Espana; y por las notorias circunstancias de inteligencia, fide- lidad, aplicaziön y zelo, que concurren en Don Ramon de Vilana Perlas Marques de Rialp le hize merzed de Ia mencionada Secretaria de Estado de Espana con el sueldo de ocho mil florines al afio . . . “ Zur Bestellung eines Ofieial mayor kam es zunächst nicht, hingegen wurden Don Pedro Pasqual Cano und Don Juan Amor de Soria zu Oficiales segundos, Don Augustin de Pedrosa und Don Ramon Llaurador y Vilana Perlas zu Oficiales terzeros, zum Ofieial de lenguas Don Ricardo Grüner und zum Ofieial escrivente Don Antonio de Vermeda ernannt. 4 Vgl. St. A. Spanischer Rat, Personalien Fasz. 14, fol. 380—392 „V. M. C. concede plaza de Consejero (de capa y espada, also des adeligen Rates zum Dnterschied vom rechtsgelehrten) en el Consejo Supremo de Espana a Don Juan Antonio Romeo y Anderaz Marques Erendazu“, Wien, den 8. Jänner 1714. Erendazu dürfte nicht lange vor 1725 gestorben sein; vgl. das Gesuch seiner Witwe, die in ihre Heimat zurückkehrte, vom 1. September 1725 in St. A. Spanischer Rat, Neapel Korrespondenz Fasz. 84. 55