Historische Blätter 7. (1937)
Oskar Schmid: Marques Rialp und das spanische Staatsekretariat in Wien
am 2. November 1706 zum Staatssekretär und Protonotar ernannt und bewegte sich in unmittelbarer Umgebung des ihm in hohem Maße wohlgesinnten Herrschers, in dessen Gunst er durch seine Gewandtheit und Anpassungsfähigkeit tagtäglich mehr stieg. Als Karl III. im Herbst 1711 Spanien verließ, um nach dem Ableben Josephs I. sein deutsches Erbe anzutreten, folgte ihm wohl Erendazu, der gleichfalls die Stelle eines Kabinettssekretärs bekleidete, nicht aber ßialp. Dieser blieb als Vertrauensperson im Gefolge der Königin Elisabeth Christine zurück, der nunmehr bevollmächtigten Regentin in Spanien. Ihr zur Seite stand eine Regentschafts-Junta, zum ersten Sekretär derselben wurde Rialp ernannt. Karl begab sich indessen mit seinem anderen Kabinettssekretär nach Wien und am 12. Oktober desselben Jahres erfolgte die Gründung eines spanischen Sekretariates in Wien, an dessen Spitze Marques Erendazu gestellt wurde. Rialp mochte indessen die Überzeugung gewonnen haben, daß nur in der unmittelbaren Umgebung des Kaisers, dessen Eigenheiten und Schwächen er so trefflich gerecht zu werden verstand, der geeignete Boden für seine ehrgeizigen Pläne und zu ferneren Erfolgen zu finden sei. Er war daher wenig erbaut, als er der Kaiserin, die am 19. März 1713 Barcelona verließ, nicht gleich folgen durfte und erst in Spanien und dann noch in Genua zur Abwicklung dringender Geschäfte zurückgelassen wurde. Er witterte darin eine Intrige seiner Landsleute — ob mit Recht oder Unrecht, ist schwer zu entscheiden —, jedenfalls waren sie dazu fähig und Don Ramon kannte nur zu gut seine Spanier2. Den Bemühungen der ihm freundschaftlich gewogenen Kaiserin und des besonderen Güustlings Karls VI., des Grafen Michael Johann Althann, hatte es Rialp zu danken, daß er bald, noch im Sommer des Jahres 1713, nach Wien gelangte. Am 29. Dezember 1713 — am gleichen Tag erfolgte die Errichtung des Höchsten Spanischen Rates in Wien — wurde Vilana Perlas zum alleinigen Staatssekretär für die spanischen Königreiche, Staaten und Herrschaften ernannt, und zwar, wie es in der betreffenden Ordonnanz heißt, beschließt Karl, die beiden Staatssekretariate, die er in Spanien innehatte, gemeint sind jedenfalls die von Erendazu und von Rialp versehenen Ämter, in eines zu vereinigen und diesen an seine Spitze zu stellen. In dem Dekret wird auch ganz allgemein die Funktion dieser Behörde angedeutet: Im Wege des Sekretariats haben die kaiserlichen Verfügungen aller Art an die untergeordneten Ämter geleitet zu werden und in gleicher Weise 2 Vgl. Wolf, a. a. 0. S. 115, 116. 54