Historische Blätter 5. (1932)
Ferdinand Bilger: Karl Albert von Sardinien und General Thurn
Karl Albert von Sardinien und General Thurn. Von Ferdinand Bilger. In seinen „Erinnerungen eines österreichischen Veteranen“ hat Feldmarschalleutnant Karl von Schönhals die Schlacht von Novara mit tiefem Eindruck geschildert. Das Unglück des Königs in dieser Stunde gab auch der Darstellung des Gegners einen Ton der Versöhnung, der in dem elegischen Schluß der Begegnung Karl Alberts mit General Thurn seinen Ausklang findet. Es ist die Nacht unmittelbar nach der Schlacht des 23. März 1849. Die Stelle lautet1: „Etwa gegen 11 Uhr in der Nacht fuhr ein Reisewagen, auf dem ein einziger Diener sass, von einem Unterofficier eskortiert, in den Hof eines Bauernhauses, worin Graf Thurn sein Hauptquartier hatte. Ein einzelner Mann stieg aus demselben und trat in die Küche, um deren Herd Graf Thurn mit den Officieren seines Generalstabes sass; seine Haltung war edel und frei. Mit einem Anstand, der keinen Alltagsmenschen verrieth, näherte er sich dem ihm entgegentretenden General Thurn. ,Ich heisse/ sprach er, ,Graf de Bargé, bin Kavallerieoberst in piemontesischen Diensten und habe nach der Schlacht meine Entlassung genommen, um mich auf meine Güter bei Nizza zurückzuziehen. Sie haben die Schlacht vollkommen gewonnen; Karl Albert hat abdicirt und es sind bereits Unterhandlungen mit dem Marschall Radetzky angeknüpft.* Graf Thurn bot ihm dann eine Tasse Kaffee an, die er annahm, und es entspann sich nun eine Unterhaltung, die von Seiten des Unbekannten mit grossem Freimuth Vorbemerkung: Für die Förderung dieser Arbeit sage ich der Direktion des Kriegsarchives in Wien, die mir im Herbst 1925 das Studium dieser mich seit langem interessierenden Frage ermöglichte, meinen verbindlichsten Dank. Senator Francesco Salata in Rom, welchem ich diesen Aufsatz zum Vergleiche mit seinen eigenen selbständigen Ergebnissen über seinen Wunsch im Manuskript zur Verfügung stellte, hatte die Liebenswürdigkeit, auf die nunmehr erfolgende Veröffentlichung meiner Untersuchung bereits in seinem soeben erschienenen Buche „Carlo Alberto ir.edito“ (p. 471) hinzuweisen. 1 „Erinnerungen eines österreichischen Veteranen aus dem italienischen Kriege der Jahre 1848 und 1849“, Stuttgart, 1852, Bd. 2, S. 237 f. — Daß Feldmarschalleutnant Karl von Schönhals der Verfasser dieses anonym erschienenen Buches ist, bezeugt er selbst in seinem Briefe ddto. Graz, 21. Juli 1852 an Pillers- dorff. Vgl. Handschriftlicher Nachlaß des Freiherrn von Pillersdorff, Wien 1863, S. 202 f. l* 3