Historische Blätter 5. (1932)
Ferdinand Bilger: Karl Albert von Sardinien und General Thurn
Eben diese Meldung des 4. Korpskommandos sandte Radetzky am nächsten Tage, den 28. März, an den Ministerpräsidenten Fürst Felix Schwarzenberg, indem er sie unter ganz geringen stilistischen Abweichungen vollinhaltlich in seinen Bericht über die Reise Karl Alberts in die Verbannung aufnahm und durch den Auszug einer Meldung des Feldmarschalleutnants Grafen Wimpffen ergänzte17. Diese Ergänzung lautet: „Am 25. bereits nach Einstellung der Feindseligkeiten kam ein königlich piemontesischer Stabsoffizier auf der Strasse zwischen Candia und Casale bei den dort kantonierenden Truppen des Feldmarschallleutnants Grafen Wimpffen vorbei, wurde von einer Abteilung Erzherzog Carl Uhlanen angehalten, der er den Abschluß der Präliminarien des Waffenstillstands mittheilte, und dann seinen Weg nach Casale fortsetzte. Er sah sehr ernst und niedergeschlagen aus — alle Landleute, so wie die Einwohner von Casale erkannten den Wagen des Königs.“ Das Ergebnis des Vergleiches der beiden Meldungen faßt Radetzky dann in folgendem Schlußsatz zusammen: „Die Identität sowol dieser Person, als jenes Grafen von Bars, der sich einige Stunden beim Feldmarschalleutnant Grafen Thurn aufhielt, mit dem abdizierten König Carl Albert, scheint daher unzweifelhaft zu seyn. Derselbe dürfte seinen Aufenthaltsort Nizza bereits erreicht haben.“ Der ergänzende Bericht aus der Meldung des Feldmarschalleutnants Grafen Wimpffen ist es, der die eigentliche Lösung des Rätsels enthält. Die Stelle bedarf einer genaueren Untersuchung. Zunächst ist es notwendig, einige Irrtümer in der Zusammenfassung Radetzkys zu berichtigen. Es handelt sich vor allem nicht um den 25., sondern um den 24. März, die Einstellung der Feindseligkeiten vor Casale hatte noch nicht stattgefunden 18, die Truppen befanden sich an dieser Stelle zum Teile noch im Gefecht, so daß kaum von einem Kantonieren gesprochen 17 Konzept Nr. 740/op. des Armeekommandos, ddto. Hauptquartier Novara, 28. März 1849 (KA. 1849-3-245). Das Stück ist eingeleitet mit den Worten: „Da es Eu. E. interessieren dürfte, zu erfahren, auf welche Weise der König Karl Albert aus Novara entkam, beehre ich mich, Hochderselben dasjenige mitzuteilen, was mir aus den Berichten der H. FMLts. Gf. Thurn und Gf. Wimpffen darüber bekannt wurde.“ 18 Die Einstellung der Feindseligkeiten hatte de jure nur vor Novara stattgefunden. Der Waffenstillstand für die Kämpfe vor Casale wurde erst am 25. März, 6 Uhr abends, von Oberleutnant des Generalstabskorps F. von Rosenzweig und dem Gouverneur der Festung Casale, Baron Solar de Villeneuve, vereinbart (KA. FA. 1849-3-195 f.). 13